Freitag, 18. Dezember 2009

Ergebnisse zur Fließgewässer-Qualität vorgestellt: Situation leicht verschlechtert


Folgende Meldung der Landespresseagentur kommt eigentlich nicht wirklich überraschend, wenn man bedenkt wie systematisch mittlerweile unsere Wiesen als Gülledeponieen missbraucht werden. Auch so manche überbordende Güllegrube, die man landauf landab so häufig antrifft, belastet schlussendlich unsere Bäche und Flüsse. Im Bild ein Bächlein oberhalb von Aicha bei Brixen, das scheinbar von den darüberliegenden Wiesen und Höfen von Spinges arg beeinträchtigt wurde (Foto vom 29.7.2006).


(LPA) Die Ergebnisse von vier Jahren Untersuchungen zur biologischen Wasserqualität von Südtirols Bächen und Flüssen sind heute (17. Dezember) vorgestellt worden. Die Experten des Biologischen Labors der Landesumweltagentur kommen dabei zu einem nicht gerade erfreulichen Fazit, denn: Die allgemeine Situation hat sich in den letzten vier Jahren leicht verschlechtert.

Die Daten beziehen sich auf Untersuchungen, die von 2005 bis 2008 an 43 Flussläufen durchgeführt worden sind. Untersucht wurde die biologische Gewässergüte, also der ökologische Zustand eines Gewässers. "Diese Art der Untersuchung dokumentiert die Auswirkung von Beeinträchtigungen auf die aquatische Lebensgemeinschaft, also auf Fische, wirbellose Tiere, Algen, Moose und höhere Wasserpflanzen", so die Projektleiterinnen Renate Alber und Birgit Lösch.
Anhand ihrer Untersuchungen haben die Biologinnen die Proben einer von fünf Güteklassen zugeordnet. "Während von 2000 bis 2004 noch 35 Prozent der Probenstellen eine erste Klasse aufwiesen, waren es im aktuellen Erhebungszeitraum nur mehr 29 Prozent", so Luigi Minach, Direktor der Umweltagentur des Landes. Der Anteil der zweiten Klasse liege nun bei 43 Prozent, während er früher gut ein Drittel ausgemacht habe. Auffallend sei, dass zudem vermehrt Proben der dritten Klasse auftreten und auch einige der vierten, die 2000 bis 2004 in Südtirol noch nicht aufgetreten war. Am besten hat übrigens die Falschauer abgeschnitten, am schlechtesten der Salurner Graben.
Die Ergebnisse seien zwar kein Grund zu größerer Sorge, wohl aber müssten die Ursachen erforscht und Verbesserungen angestrebt werden, so Flavio Ruffini, Direktor des Ressorts von Landesrat Michl Laimer. Es sei davon auszugehen, dass vermehrte Ableitungen, aber auch niederschlagsarme Jahre zu einer höheren Konzentration von Nährstoffen und organischer Belastung geführt hätten. Dazu kommen die Nährstoffeinträge aus dem landwirtschaftlich genutzten Umland. "Letztere können durch einen intakten Uferbegleitsaum erheblich verringert werden", so Minach, der allerdings darauf verwies, dass sich die Wasserqualität aus chemischer Sicht verbessere. Dies sei dem sehr hohen Klärungsgrad der Abwässer zu verdanken, der dank der mittlerweile 53 Kläranlagen bei 96 Prozent liegt.
Wie Ernesto Scarperi, Direktor des Landesamts für Gewässerschutz, heute betonte, sei eine ganze Reihe von Schutzmaßnahmen auch im neuen Gewässernutzungsplan des Landes enthalten. So gehe es um eine vorsichtigere Nutzung des Wassers zur Stromproduktion, um höhere Restwassermengen und die Festlegung von Flussabschnitten (etwa an Eisack und Etsch), an denen keine E-Werke entstehen dürften. Darüber hinaus wird es gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität am Salurner und Kalterer Graben geben. Und schließlich sei man bemüht, die noch verbliebenen nicht geklärten Abwässer zu klären.
Wer sich die Ergebnisse der Gewässergüte-Untersuchung im Detail zu Gemüte führen will, bekommt die Publikation kostenlos im Biologischen Landeslabor, Unterbergstraße 2, Leifers (Tel. 0471 950431, E-Mail labbio@provinz.bz.it). Zudem wird man im Südtiroler Bürgernetz fündig: www.provinz.bz.it/umweltagentur/wasser/biologische-untersuchung.asp

Dienstag, 8. Dezember 2009

Weihnachtszeit, stille Zeit

Leider ist es in letzter Zeit etwas ruhig geworden in diesem Blog. Grund dafür ist keineswegs, dass sich die Lage im Südtiroler Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz wirklich verbessert hätte. Vielmehr liegt es daran, dass ich zur Zeit aus beruflichen Gründen kaum Zeit finde diesbezügliche Entwicklungen in Südtirol zu verfolgen. Außerdem war das Thema, um das es hier geht, im letzten Monat in den Medien, die ich online verfolgen kann (ff, LPA, suedtirolnews, STOL) kaum präsent. Sobald sich dieser Trend ändert, wird es auch in diesem Blog wieder mehr Beiträge geben.

Dienstag, 17. November 2009

St. Georgen: Renaturierung des Hirschbrunnbachs


Mitteilung der Landespresseagentur vom 17.11.2009
(LPA) Schritt für Schritt schreitet die Renaturierung des Unterlaufs des Hirschbrunnbach in St. Georgen bei Bruneck voran. Anstatt in einer aus den 70er Jahren stammenden Künette, fließt der Bach nun in einem unregelmäßig modellierten, naturnahen Bett. Das zweite von drei Baulosen ist nun vom Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost abgeschlossen worden.

1940 war der Hirschbrunnbach über die Ufer getreten und hatte ein Todesopfer gefordert, in den 50er Jahren wurde er daher zum ersten Mal verbaut. Seit den letzten Arbeiten 1993 sorgt eine ganze Reihe von Konsolidierungssperren und Ufermauern für mehr Schutz, nur im Unterlauf des Bachs war dieser nach wie vor in eine Künette gezwängt. "Diese Künette war mehr als 30 Jahre alt und wies an mehreren Stellen erhebliche Schäden auf", so Rudolf Pollinger, Direktor der Landesabteilung Wasserschutzbauten. Eine Sanierung war unumgänglich, nur: "Eine so starre Verbauung lässt Fauna und Flora keinen Freiraum, weshalb wir nach einer umwelttechnisch optimaleren Lösung gesucht haben", erklärt Pollinger.

Gefunden hat diese Lösung Projektant und Bauleiter Thomas Gamper vom Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost. "Wir haben die bestehende Künette abgebrochen und den Bach im Unterlauf so naturnah wie möglich gestaltet", so Gamper, der allerdings darauf verweist, dass der Umweltaspekt nur eine Seite der Medaille sei. "Priorität hat natürlich nach wie vor der Hochwasserschutz." Deshalb sind mitten in St. Georgen zwölf Sperren im Abstand von 20 Metern errichtet worden. "Wir haben diese so gut wie möglich in die Landschaft eingepasst, dazu die Ufermauern aus Zyklopensteinen errichtet und das Bachbett mit Bachgeröll so gestaltet, dass sich Fauna und Flora besser entwickeln können", so Peter Hecher von der Landesabteilung Wasserschutzbauten, der das Projekt gewässerökologisch betreut hat.

Noch einen weiteren Pluspunkt bringen die Arbeiten mit sich: "Die Künette stellte nicht zuletzt eine Gefahr für die in der angrenzenden Naherholungszone spielenden Kinder dar", erklärt Gamper. In diesen Wochen ist das zweite von drei Baulosen zur Renaturierung des Hirschbrunnbachs in St. Georgen abgeschlossen worden, im kommenden Jahr folgt das letzte.
(chr)

Donnerstag, 5. November 2009

Neue Piste

Aus ff 45 vom 05. November 2009

Ulten: Im Skigebiet Schwemmalm will man mit einer neuen Piste ernst machen.

(ml ) Im August des vergangenen Jahres wollten die Verantwortlichen der Ultner Ski- und Sessellift GmbH gegenüber ff von einer neuen Piste am Mutegg noch nichts wissen. Doch nun hatten sich die Ultner Gemeinderäte mit dem Rekurs der Skibetreiber zu den nicht in den Skipistenfachplan aufgenommenen Pisten vom Mutegg zur Schwemmalm zu beschäftigen. Das Ergebnis: „In Absprache mit dem Land“ setzt man auf eine neue Variante links des Mutegg-Liftes. Diese werde „weniger Eingriffe“ im ökologisch sensiblen Gebiet machen.

Dienstag, 3. November 2009

ökologische Korridore

Meldung der Landespresseagentur vom 3.11.2009

(LPA) Um ökologische Korridore für Tiere ging’s im Rahmen eines Treffens, das das Landesamt für Naturparke in Percha veranstaltet hat. Fünf Experten aus dem In- und Ausland standen Interessen- und Behördenvertretern Rede und Antwort. "Das große Interesse am Abbau künstlicher Hindernisse für die Tierwanderung freut uns natürlich besonders", so Landesrat Michl Laimer.

Mobilität ist ein Bedürfnis nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Auf Nahrungssuche, für die Fortpflanzung und bei jahreszeitlich bedingten Wanderungen legen sie weite Strecken zurück. In Großschutzgebieten ist dies möglich, in stark vom Menschen beanspruchten Gebieten kaum. Dort setzt man neuerdings auf Korridore zwischen möglichst ursprünglichen und naturnahen Landschaftsbereichen. "Von solchen Korridoren profitieren nicht nur die Tiere: eine abwechslungs- und strukturreiche Landschaft ist ein Gewinn für die biologische Vielfalt und ein Mehrwert für den Menschen", so Laimer.
Um solche Korridore aufrechtzuerhalten, müssen allerdings künstliche Hindernisse umgangen werden: Geleise, Autobahnen und stark befahrene Straßen, Siedlungs- und Industriegebiete, intensiv bewirtschaftete Flächen oder stark verbaute Flussläufe. "Können Tiere diese Hindernisse nicht mehr üebrqueren, verarmen die Lebensräume, weil immer weniger genetischer Austausch stattfindet", erklärt der Landesrat.
Diese Problematik ist Gegenstand des von der EU kofinanzierten Projekts "Econnect". Sechzehn Partner aus den Alpenländern suchen nach Möglichkeiten, die Schutzgebiete im Alpenraum miteinander zu vernetzen. Für die Umsetzung sind verschiedene Pilotregionen benannt worden. Eine dieser Pilotregionen umfasst den Nationalpark Hohe Tauern und die Südtiroler Naturparks Rieserferner-Ahrn, Sextner Dolomiten, Fanes-Sennes-Prags und Puez-Geisler. "Südtirol ist kein offizieller Projektpartner, aber nachdem vier unserer Naturparks Teil einer Pilotregion sind, sind wir natürlich interessiert, aktiv am Projekt teilzunehmen und die Interessenvertreter am Laufenden zu halten", so Laimer.
Der Einladung gefolgt sind demnach Vertreter der Gemeinden, des Landes, und von Naturschutzverbänden. Landesrat Laimer hofft, dass sich das gezeigte Verständnis für die Problematik in der Unterstützung konkreter Maßnahmen niederschlägt.
(chr)

Montag, 12. Oktober 2009

Veranstaltungstipp!

Naturmuseum: Diavortrag über Lebensräume in Südtirol

(LPA) Wissenswertes über die Lebensräume und deren Flora, die im Gefolge des Menschen entstanden sind und durch das Zutun des Menschen erhalten bleiben, erzählt Thomas Wilhalm an diesem Freitag, dem 16. Oktober, bei einem Diavortrag im Naturmuseum in Bozen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Details unter: http://www.provinz.bz.it/lpa/285.asp?art=311254

Freitag, 9. Oktober 2009

neuer Wassernutzungsplan zum Zweiten

Norbert Dejori ist der Vorsitzende der Vereinigung Südtiroler Biologen. Die folgenden drei Kurzinterviews sind auf www.Sprachrohr.tv erschienen.





Dienstag, 29. September 2009

Neuer Wassernutzungsplan


Flaggerbach nahe Mündung in den Eisack bei Mittewald (Foto: A. Hilpold, 20.5.2006)


Die Autonome Provinz Bozen hat am 29.06.09 einen Entwurf für die Erneuerung des derzeitig rechtskräftigen Wassernutzungsplanes aus dem Jahr 1986 genehmigt (http://www.provinz.bz.it/wasser-energie/wasser/entwurf-wassernutzungsplan.asp). Innerhalb 17.08.2009 konnte jeder in diesen Plan Einsicht nehmen und Bemerkungen und Vorschläge zur Verbesserung des Planes einbringen. Gemeinden und Nachbarregionen haben noch bis zum 17.11.09 Zeit für Stellungnahmen.
Die Vereinigung Südtiroler Biologen hat bereits eine Stellungnahme abgegeben. Die wichtigsten Forderungen sind:


  • Gemeinsam mit dem Wassernutzungsplan ist auch ein Gewässerschutzplan auszuarbeiten.

  • Bei der Reihung von Prioritäten müssen das Trinkwasser und die Mindestrestwasser als Grundrechte der Bevölkerung immer gewährleistet werden. Alle weiteren Nutzungen mit Wertschöpfung sind diesen beiden Prioritäten unter zu ordnen.

  • Um bestimmte Gewässer von der hydroelektrischen Nutzung ausschließen zu können, sollten im Wassernutzungsplan eindeutige Kriterien zum Schutz bestimmter Gewässer angeführt werden und nicht eine unvollständige Liste von Fließgewässern aufgezählt werden.

  • Nach einem Kraftwerksbau, ist ein gewässerökologisches Monitoring verpflichtend vorzusehen.

  • Die Einführung eines variablen Mindestanteils an Restwasser wie in Tab 19 des WNP soll für alle Ableitungen gelten, nicht nur für hydroelektrische.

  • Damit die Mindestrestwassermenge immer gewährleistet ist, muss alles Mögliche zur Wassereinsparung getan werden (wie der Bau von Speicherbecken).

  • Für hydroelektrische Ableitungen müssen für die Beeinträchtigungen Ausgleichsmaßnahmen eingefordert werden, die den Gewässerökosystemen zu Gute kommen sollen.

Samstag, 19. September 2009

Weltnaturgewerbe


Foto: Friedhof von Col di Laste, im Hintergrund Lagazuoi und Tofana di Rozes (A. Hilpold, 20.10.2007)

Schlimmer hätte es nicht beginnen können. Anstatt eine eigenständige, schlagkräftige Institution zu gründen, ein Zentrum für Verständigung, wo Natur vermittelt und notfalls verteidigt wird, wurde ein weiterer zahnloser Tiger geschaffen. "Diese Sitze werden jeweils beim für die Umwelt zuständigen Ressort angesiedelt". Man muss sich diesen Satz erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Sitz des vielbeschworenen Weltnaturerbes befindet sich Tür and Tür mit einem Amt für Landschaftsökologie und einem Amt für Naturparke, sprich mit Ämtern die in Vergangenheit weit mehr durch politische Unterminierung, Duckmäusertum und Untätigkeit aufgefallen sind als durch Einsatzkraft und wirkliche Erfolge. Vielleicht lässt sich durch die neue Nachbarschaft sogar Personal teilen und damit würde im Naturerbe-Sitz auch die tiefe Resignation Einzug halten, die einem auf jedem Gang dieser Landesämter entgegenweht - die Resignation vor einer Landesverwaltung, die Naturschutzanliegen regelmäßig unterbuttert.
Unsere Landesverwaltung wird sich aber sicherlich freuen über diese Entscheidung, denn vermutlich wird sogar der Vorsitzende regelmäßig gewechselt, sprich es gibt wieder eine neue Stelle zu vergeben. Präsident des Weltnaturerbes wäre doch ein schöner Posten für einen altgedienten Parteiexponenten?

Der Kommentar bezieht sich auf einen Artikel erschienen auf STOL am 18.9.2009. http://www.stol.it/Artikel/Chronik/Lokal/Dolomiten-Weltnaturerbe-Vorsitz-wird-rotieren

Dolomiten-Weltnaturerbe: Vorsitz wird rotieren
Der Streit zwischen den fünf Provinzen, in die das Unesco-Weltnaturerbe „Dolomiten" fällt, scheint beigelegt. Wie Umweltlandesrat Michl Laimer am Freitagnachmittag mitteilte, werde es fünf operative Sitze geben, der Vorsitz rotiere zwischen jenen Provinzen, zu denen die Dolomiten gehören.
Der Vorsitz werde jeweils drei Jahre lang in einem der Länder angesiedelt. Die Stiftung, die das Unesco-Weltnaturerbe verwaltet, entfalte ihre Tätigkeit allein über die operativen Sitze in den einzelnen Provinzen, erklärte der Landesrat, der derzeit die Arbeiten der Stiftung koordiniert.
Diese Sitze werden jeweils beim für die Umwelt zuständigen Ressort angesiedelt und die laufenden Aufgaben bei der Verwaltung des Weltnaturerbes übernehmen. Der Vorsitz wird zwischen den Provinzen rotieren, und zwar im Drei-Jahres-Rhythmus und in der alphabetischen Reihenfolge der Provinzen.
Eine weitere Entscheidung betrifft den Entwurf einer gemeinsamen Marke für die Dolomiten als Weltnaturerbe. Die Entwicklung der Marke werde international ausgeschrieben, kündigte Laimer an.
Einen ersten Schritt getan habe man zudem in Sachen Entwicklung eines Tourismuskonzepts. Die Bozner Eurac soll bei der nächsten Stiftungs-Sitzung am 26. Oktober ihren Konzeptentwurf vorstellen, kündigte der Landesrat an.
apa

Donnerstag, 17. September 2009

es geht auch anders

Dass unsere Landesämter und Gemeinden ab und an auch Projekte realisieren, welche die Artenvielfalt fördern, zeigt uns wieder einmal die Landesabteilung für Wasserschutzbauten. Vor allem die Forst sollte sich daran ein Beispiel nehmen, dass es auch anders ginge... Hier die Presseaussendung der Landespresseagentur vom 17.9.2009 http://www.provinz.bz.it/lpa/285.asp?art=309456





Margreid: Fennerbach wird revitalisiert

(LPA) Bereits vor 15 Jahren hatte der Gemeinderat von Margreid beschlossen, den Fennerbach, der die Ortschaft wie kein zweiter prägt, zu revitalisieren. Nachdem der damals gefasste Beschluss bis dato aber nicht umgesetzt worden ist, hat ihn die Landesabteilung Wasserschutzbauten aufgegriffen. Die entsprechenden ersten Arbeiten werden voraussichtlich bis Jahresende abgeschlossen.


Die ökologische Aufwertung des Fennerbachs beschränkt sich nicht auf das Zentrum von Margreid. "Vielmehr nehmen wir den gesamten Bereich von der Klamm bis zum Großen Kalterer Graben schrittweise in Angriff", erklärt Rudolf Pollinger, Direktor der Landesabteilung Wasserschutzbauten. Die Aufwertung geschieht dabei nicht allein aus ökologischen Gründen. "Der Fennerbach war seit jeher ein Gefahrenherd für Margreid, den wir zu entschärfen versuchen", so Pollinger.
Bis Jahresende konzentriert sich das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Süd vorerst auf den Abschnitt zwischen dem Ablagerungsbecken an den Tennisplätzen und der Weinstraße. "Wir haben diesen Abschnitt auch als ersten gewählt, um der Bevölkerung vor Augen zu führen, wie wir arbeiten und welches Ergebnis diese Arbeiten bringen", so der Abteilungsdirektor, der sich davon eine höhere Akzeptanz der Bevölkerung für die Arbeiten im unmittelbaren Dorfkern erhofft.
Gearbeitet wird derzeit vor allem im großen Ablagerungsbecken, dessen Sperren für Kleinlebewesen nicht zu überwinden waren. "Das Hindernis beseitigen wir, indem die Sperre aufgeschnitten und am Zulauf ein neuer Bachlauf um die Sperre herum angelegt wird", erklärt Bauleiter Hansjörg Prugg. Sein auch mit Hilfe der gewässerökologische Betreuung durch Peter Hecher zustande gekommenes Projekt sieht zudem vor, im Becken selbst einen Flach- und einen Tiefwasserbereich auszuheben. "Wir schaffen auch einen Zugang zu diesen Wasserflächen, damit die Bevölkerung etwas davon hat", so Prugg.
Daneben werden anstelle der bestehenden Künette Ufermauern errichtet. Zwischen den Mauern wird die Bachsohle mit Zyklopensteinen, Totholz und Bachschotter so gestaltet, dass sich die geringe Wassermenge im Sommer zwischen den Ufern dahinschlängeln kann. An der linken Uferseite wird schließlich ein Gehsteig errichtet, der es Familien ermöglicht, das Ablagerungsbecken gefahrlos zu erreichen.

Mittwoch, 16. September 2009

Alm-weg

Auf der Homepage der Umweltgruppe Vinschgau findet sich folgender Artikel
(http://umweltvinschgau.wordpress.com/)




Große Bedenken beim Erschliessungsweg auf die Rifair Alm

12.9.2009. - Die Rifair Alm (2.145 m ü d M) in der Gemeinde Taufers im Münstertal nahe der Schweizer Grenze ist noch nicht mit einer Zufahrtsstraße erschlossen. Ca. 500 m vor der Schweizer Grenze endet derzeit die Straße. Die Alm befindet sich im Nationalpark Stilfserjoch und in einem Natura2000-Gebiet. Der geplante Zufahrtsweg würde sehr sensibles Gebiet beeinträchtigen, zudem ein intaktes Auerwildgebiet. Bereits vor mehreren Jahren wurde von der Nationalparkbehörde ein negatives Gutachten zum Bau des Weges erstellt. Auch auf Schweizer Seite wurde das notwendige Teilstück bis zur Staatsgrenze aufgrund eines Rekurses von Pro Natura Graubünden abgelehnt. Unverständlich für viele, dass jetzt einem ähnlichen Projekt ein positives Gutachten vom Nationalpark Stilfserjoch erteilt worden ist. Für die Naturschützer ist die geplante Almstraße ein schwerwiegender Eingriff in dieses seltene Ökosystem. Alternativen könnten die Modernisierung der bestehenden Materialseilbahn und die Spezialisierung der Almbewirtschaftung auf Bio sein.
Die Umweltschutzgruppe Vinschgau hat gemeinsam mit zahlreichen Naturfreunden sowie Vertretern des Alpenvereins Südtirol, des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und Pro Natura Graubünden erst kürzlich eine Exkursion auf die Rifair Alm organisiert, um sich vor Ort ein Bild dieser einmaligen Landschaft zu machen. Die Umweltverbände haben erklärt, ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, damit doch noch umweltverträgliche Lösungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Rifair Alm gefunden werden.

Montag, 14. September 2009

Tourismus sanft


Auf der Homepage von Ambiente e Salute (http://www.ambientesalute.org/) fand sich am Samstag (12.9.2009) der folgende Artikel, untermauert mit sehr eindrücklichen Bildern, über ein Bauprojekt am Latemar das - gelinde gesagt - etwas zu gross geraten ist.




Beffardo appare questo manifesto apposto a valle degli impianti di risalita di Obereggen ove il tenace lavoro di erosione del bosco e di distruzione della natura prosegue anche oggi. Ai piedi del Latemar da Pampeago fino al passo Carezza, accanto a impianti di risalita sempre più moderni e veloci, continuano a nascere nuovi e imponenti bacini idrici per l’innevamento artificiale, con una rete di distribuzione e di pompaggio sempre più capillare e energivora.Beffardo appare questo manifesto a chi in questi giorni ha avuto occasione di recarsi sul Latemar partendo (a piedi!) da Obereggen. Ci si imbatte nella costruzione di un “autostrada” per collegare un piccola Malga (Laner). Qualcuno ha scoperto che si può fare business anche con le piste di slittino e allora bisogna prepararsi per non perdere l’affare! Anni fa vi era una piccola e discreta strada forestale sterrata, con il tempo questa è stata asfaltata, poi è stato concesso il transito pubblico alle autovetture, ora improvvisamente la si sta allargando in alcuni punti fino a 10 metri (più del doppio!), è comparso un sistema di innevamento artificiale con annesso sistema di raccolta idrica e rete di pompaggio, un sistema di illuminazione e il pendio sul lato a monte è stato completamente “rasato” per decine di metri. Uno scempio nello scempio che viene perpetrato nel silenzio generale in un bosco che ha già pagato un tributo sproporzionato al dio denaro.Le foto possono, meglio di qualsiasi parola, descrivere quanto sta accadendo.
Alessandro Cosi




Donnerstag, 10. September 2009

Erfolg der Vernunft

Wer sich für Landschafts- und Artenschutz einsetzt hat in Südtirol wenig zu lachen. Umso mehr sollte man die spärlichen Erfolge auskosten. Als besonderer Erfolg kann dabei sicherlich die Abwendung des Wasserkraftwerkes auf dem Ritten verbucht werden. Es hat sich dabei gezeigt, dass es durchaus Sinn und Erfolgschancen hat, wenn die Bevölkerung aufbegehrt. Dem Ansinnen privater Unternehmen auf Kosten des Ritten Geld zu scheffeln wurde eine deutliche Abfuhr erteilt. Die Rittner Bevölkerung ließ sich auch nicht vom Versprechen der Betreiber, die Wasserversorgung des Rittens (vor allem für die Landwirtschaft) zu verbessern, ködern. Letzteres kann eine wirtschaftlich und touristisch erfolgreiche Gemeinde, wie es der Ritten ist, wohl auch selber, ohne "Wohltäter" von außen, meistern.

Mittwoch, 9. September 2009

Abholzung für Hochstand?

folgende Melde wurde am 6.9.2009 zugeschickt:

Hallo,
ich möchte auf etwas aufmerksam machen:
Ort: Stromleitung Latsch - St. Martin am Kofel
Meine Beobachtung: Sämtliches Gehölze unterhalb der 10 Meter hohen Stromleitung wurde auf einer Breite von 20 Metern abgeholzt, auch sämtlich Stauden wurden entfernt wie z.B. die Kranewittstauden.Warum man auch die Stauden abgeholzt hat ist mir ein Rätsel, da sie sicher nicht die Stromleitung beschädigen können. Sie werden ja höchstens 3 Meter hoch.
Weitere Beobachtung: Direkt unterhalb der Stromleitung wurde nach der Abholzung ein Beobachtungsstand für Jäger errichtet.
Meiner Meinung nach diente die radikale Abholzung nicht zum Schutze der Stromleitung, sondern damit der Jäger eine freie Sicht hat.
Grüsse
Ein aufmerksamer Wanderer aus dem Vinschgau

Samstag, 5. September 2009

fürs ökologische Gleichgewicht...

Die Murmeltierjagd in Südtirol ist natürlich kein Fall für Artenschutzinitiaven sondern primär ein Reibepunkt für die heimischen Tierschützer. Die Erdhörnchen scheinen auf Roten Listen kaum auf, die Populationen in den Alpen scheinen stabil zu sein und sind mit einer ausreichenden genetischen Vielfalt ausgestattet (im Gegensatz zu den alpischen Steinbockpopulationen). Warum es diese Meldung doch in diesen Blog geschafft hat, ist vielmehr die Begründung mit der die Jagd gerechtfertigt wird: "Durch übermäßige Vermehrung wird das ökologische Gleichgewicht gefährdet". In Vergangenheit war man noch so ehrlich den Abschuss durch die Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Flächen zu begründen. In der Tat können Murmeltierbauten die Bewirtschaftung von Mähwiesen oberhalb der Waldgrenze erschweren. Wenn man ganz ehrlich wäre müsste man auch hinzufügen, dass ein Teil unserer Freizeitgesellschaft liebend gerne ein Murmeltier schießt und sich präpariert in die Stube stellt. Die Jägerschaft ist schließlich durch die hohe Mitgliederzahl und ihr politisches Gewicht eine einflussreiche Gruppe und Lobby im Lande, der man auch gerne in Landtag und Landhaus entgegenkommt.
Aber zurück zum ökologischen Gleichgewicht. Die Populationsgröße des Murmeltieres ist hauptsächlich an zwei Faktoren gekoppelt: an der Härte des Winters und an der Anzahl ihres primären Fressfeindes, dem Steinadler. Mit dem Steinadler stellt sich dabei eine klassische Räuber-Beute-Beziehung ein, sprich eine hohe Murmeltierpopulation (etwa durch einen milden Winter) fördert die Steinadlerpopulation. Diese Förderung dezimiert wiederum die Murmeltierpopulation. Es ist eine Beziehung die zeitlich versetzt wirkt, nachdem die Größe der Steinadlerpopulation ja nicht sofort reagieren kann. Der Mensch spielt in diesem Szenario eine nebensächliche Rolle. Er kann das Gleichgewicht in eine Richtung verschieben, etwa durch Fütterung oder Veränderung des Lebensraumes. Auf jeden Fall stellt sich aber immer ein neues ökologisches Gleichgewicht ein. Das heißt, das ökologische Gleichgewicht muss nicht durch einen Abschuss gefördert oder gar bewahrt werden.

Ähnlich fehlinterpretiert wird häufig der vermeintliche Rückgang des Feldhasen in Südtirol. Dabei wird vielfach der fehlende Abschuss des Rotfuchses dafür verantwortlich gemacht. Eine Theorie die einer Prüfung nicht standhalten dürfte. Auch hier stellt sich eine Räuber-Beute-Beziehung ein, sprich die Rotfuchspopulation wird zwangsläufig durch eine hohe oder niedrige Feldhasendichte beeinflusst. Die Feldhasenpopulationen in Südtirol wurden wohl durch andere Faktoren dezimiert: zahlreiche Tiere fallen dem Autoverkehr zum Opfer, die Kulturlandschaft Südtirols wurde in den letzten Jahren streckenweise eintöniger und auch die Auflassung des Getreideanbaues könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Untersuchungen darüber wären allerdings wünschenswert.


Webtipp: abgesehen vom Internetportal Wikipedia (etwa unter Räuber-Beute-Beziehung, Feldhase, Alpenmurmeltier) liefert auch eine Südtiroler Seite zahlreiche Informationen über die Südtiroler Wildtiere: http://www.jagd.it/



Der Kommentar nimmt Bezug auf einen Artikel vom 3.9.2009, erschienen auf STOL(http://www.stol.it/Artikel/Politik/Lokal/Gruene-protestieren-gegen-Abschuss-von-1.000-Murmeltieren-in-Suedtirol. Hier der Artikel:

Grüne protestieren gegen Abschuss von 1.000 Murmeltieren in Südtirol
Das Land Südtirol hat für September erneut 1.026 Murmeltiere zum Abschuss freigegeben. Begründet wird dies damit, dass „durch übermäßige Vermehrung das ökologische Gleichgewicht" gefährdet sei.


Bei den Grünen rief dieses Dekret heftigen Widerstand hervor. Für sie fehle dafür jede gesetzliche Grundlage und es sei deshalb „unverzüglich zu widerrufen", hieß es in einer Aussendung am Donnerstag. Die Ermächtigung sei erfolgt, obwohl bereits im Vorjahr ein entsprechendes Dekret annulliert wurde. Damals wurde auf Antrag der Vereinigung LAV (Lega Anti Vivisezione) die Genehmigung des Landeshauptmannes, die den Abschuss von 1.970 Murmeltieren vorsah, vom Verwaltungsgericht vorläufig ausgesetzt und am 16. Juli 2009 endgültig annulliert. Im Gegensatz zum restlichen Staatsgebiet, wo der Abschuss von Murmeltieren ausnahmslos verboten ist, dürfen laut Südtiroler Landesjagdgesetz Murmeltiere erlegt werden, wenn die Art „durch übermäßige Vermehrung das ökologische Gleichgewicht, die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, die Fischereiwirtschaft, den Wildbestand oder die öffentliche Sicherheit oder Gesundheit gefährdet". Dass von den Murmeltieren eine konkrete Gefahr ausgehe, habe bisher noch nie dargelegt werden können, meinten die Grünen.

Freitag, 4. September 2009

Räuber der Luft auf dem Rückzug

In Zeiten wo es so vielen Tier- und Pflanzenarten in Südtirol an den Kragen geht, ist die gestrige Meldung der Landespresseagentur über einen Libellen-Neufund Balsam für die Seele der Südtiroler Naturfreunde. Solche Neufunde sind allerdings kein Indiz für die hohe Qualität der Südtiroler Naturräume insgesamt, sondern vielmehr für den bislang lückigen Erforschungsgrad derselben. Gerade die Libellen sind eine Tiergruppe die unter der starken Eutrophierung zahlreicher heimischer Gewässer leidet. Tatsächlich ist zu befürchten, dass sich die Arbeitsgemeinschaft LIBELLA von so manchem Getier, das sie jetzt voller Freude entdeckt, schon bald wieder verabschieden muss.


(Auszug aus der Pressemitteilung der Landespresseagentur vom 3.9.2009, das Foto entstammt ebenfalls der Pressemitteilung)
Neue Libellenart für Italien am Trudner Horn entdeckt
LPA - In einem Biotop im Gebiet des Trudner Horns hat Alex Festi von der Arbeitsgemeinschaft für Libellenkunde “LIBELLA” vor kurzem eine "Aeshna subarctica" gefunden. Diese extrem seltene Libellen-Art wurde bisher noch nie in Italien nachgewiesen. Morgen, 4. September, wird im Naturmuseum in Bozen die III. Tagung „LIBELLULE in ITALIA“ eröffnet. Durch die Entdeckung dieser Libelle steigt die Anzahl der in Italien nachgewiesenen Libellen-Arten auf 91 an. Dieser Fund ist von großer wissenschaftlicher Bedeutung, da diese Art zum ersten Mal südlich des Alpenhauptkamms nachgewiesen worden ist.
Alle Daten zu diesem Neufund wandern in die Datenbank der Flora und Fauna Südtirols des Naturmuseums, das seit Jahren die Arbeitsgemeinschaft “LIBELLA” unterstützt. [...]

den vollständigen Artikel kann man unter http://www.provinz.bz.it/lpa/285.asp?art=308394 nachlesen.

Webtipp

Die Umweltschutzgruppe Vinschgau ist jetzt auch im Internet präsent.
Unter http://umweltvinschgau.wordpress.com/ gibts jetzt Infos und Neuigkeiten dieser emsigen Gruppe. Den Link zum Blog findet ihr ab sofort auch auf dieser Seite.

Mittwoch, 26. August 2009

fauler Plan

Aus ff 34 vom 20. August 2009
"Keine Unterschutzstellung"
Umwelt: Die Umweltgruppe „SOS Eisack“ macht gegen den überarbeiteten Wassernutzungsplan mobil. Mit einem offenen Brief.
(ml) „Unsere Befürchtungen, dass der letzte naturbelassene Flusslauf des Eisack Opfer eines Wassernutzungsplanes wird, der neuen Spielraum für bestehende und eventuell neu zu errichtende kleinere E-Werke schafft, sind nun leider Wirklichkeit geworden“. Christoph Hofer von der Sterzinger Umweltgruppe „SOS Eisack“ kann der angekündig­ten Unterschutzstellung des Eisacks nichts abgewinnen. Der überarbeitete Wassernutzungsplan sehe zwar ein Verbot der Errichtung von Groß- und Kleinkraftwerken im Abschnitt Sterzing bis Mauls vor. „Doch südlich von Mauls bis Franzensfeste werden nur Großkraftwerke von der hydroelektrischen Nutzung ausgeschlossen.“ Für „SOS Eisack“ heißt dies, dass man zwar die Errichtung eines Großkraftwerks südlich von Mauls verhindert – zum Beispiel das Projekt des Sel-Gegenspielers „Eisackwerke“ – doch den Ausbau der vier anderen bereits bestehenden E-Werke nicht. So habe eines dieser privaten E-Werke bereits eine Konzession für einen Ausbau erhalten. „Damit droht der Eisack zu einer reinen Ab- und Einleitungsstrecke zu verkommen“, heißt es in einem offenen Brief der Umweltschutzgruppe. Im Gegenzug wird verlangt, dass der Eisack neu eingestuft wird und der Abschnitt Mauls–Franzensfeste „eine tatsächliche Unterschutzstellung“ erfährt.

Montag, 10. August 2009

Bio?!

Unlängst sorgte eine britische Studie für Aufsehen. Darin wurde der gesundheitliche Wert von biologisch und konventionell erzeugten Nahrungsmitteln verglichen. Der Unterschied war, wie ich mir auch nicht anders erwartet hätte, marginal.

Ist das nun ein Grund im Supermarktregal die teuereren Bioprodukte links liegen zu lassen? Nein, ganz und gar nicht. Wer diesen Schluss zieht hat den Biogedanken nicht wirklich verstanden. Abgesehen davon, dass es in der Wissenschaft nicht unüblich ist, dass auf eine bestimmte Studie weitere Studien folgen die das gerade Gegenteil belegen, dass auch marginale Unterschiede sich auf lange Sicht auf die menschliche Gesundheit auswirken können, steckt hinter Bio eine Idee welche die menschliche Gesundheit nicht als etwas isoliertes, von der Natur losgelöstes begreift. Nur wenn die gesamte Produktionskette eines Nahrungsmittels umweltfreundlich von statten geht, wenn sie nicht mehr Ressourcen verbraucht als die Natur nachliefern kann, nicht Vielfalt für Eintönigkeit opfert, nur dann ist garantiert, dass wir in einer Umgebung leben die man mit ruhigem Gewissen als gesund bezeichnen kann. Man könnte an dieser Stelle einwenden, dass es für die Südtiroler Gesundheit unerheblich ist, ob der Weizenanbau für unser täglich Brot in Spanien oder Osteuropa nun völlig degradierte Landstriche oder blühende Kulturlandschaften hinterlässt. In der Tat ist es so, dass uns dies kaum direkt betrifft. Doch laufen viele Kreisläufe auf kontinentaler Ebene ab und landen nicht so manche Südtiroler im Urlaub oder auf Geschäftsreise auch fernab der Mittelmeerküsten? Außerdem könnte das selbe Argument die Mailänder Hausfrau dazu bewegen, anstatt einiger Wipptaler Bio-Yoghurts eine Parmalat-12er-Packung in den Einkaufswagen zu werfen - zum Nachteil unserer Bauern. Einkaufen ist wohl die politischste aller Aktionen unseres täglichen Lebens, hier entscheiden wir über Solidarität oder Ausbeutung, und zwar von Natur und Mensch. Sturer Egoismus ist dabei fehl am Platz.

Mittwoch, 5. August 2009

Fundstück in Wikipedia


(Foto aus de.wikipedia.org, 3.8.2009)

Südtirol steht für schöne Berge, gutes Essen, nette Leute und neuerdings auch für... das Herbizid Roundup und zwar im Internet-Lexikon Wikipedia. Unter http://de.wikipedia.org/wiki/Roundup springt uns eine blühende Apfelplantage entgegen, mit braunen Flecken versteht sich. Aber Negativschlagzeilen sind ja auch Schlagzeilen, unsere Touristiker und Verkaufsstrategen wird es sicherlich freuen...

Montag, 3. August 2009

Kundgebung Ried II

"Ich glaube einfach dass die Wirtschaft zu mächtig geworden ist hier in Südtirol - mit Unterstützung unserer politischen Vertreter - und das kann nicht gut gehen, weil da geht einfach alles in die eine Richtung und alle sozialen und umwelttechnischen Aspekte usw. werden links liegen gelassen und das - glaube ich - ist eine Gefahr für unsere Zukunft, eine Gefahr für unsere Heimat, eine Gefahr für Südtirol."

Walter Huber, Aktionsgemeinschaft Reischach, Tagesschau des Rai Sender Bozen, 3.8.2009

Samstag, 1. August 2009

Kundgebung Ried

Kundgebung, Samstag 1. August

unter dem Motto:
"Für mehr Demokratie und gegen die Genehmigung des Projektes Ried von oben herab!"

Treffpunkt 20.00 Uhr Mariensäule Bruneck Oberstadt, Protestzug zum Tschurtschenthalerpark, dort Ansprachen der Vertreter von Vereinen
mit dabei die Musikergruppe „02 p.m.“
Details unter:
http://www.kronplatz-ried.info/

Freitag, 31. Juli 2009

"Stille Laute Post"

(Aus ff 31 vom 30. Juli 2009)

Wie der Südtiroler Bauernbund auf das nächste Omnibusgesetz Einfluss nimmt und die eh schon löchrigen Landschaftsschutz- und Raumordnungsbestimmungen knacken will.

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrte Herren Landesräte, wir übermitteln Ihnen hiermit unsere Bemerkungen und Ergänzungsvorschläge für das sich in Behandlung befindende Omnibusgesetz.“ Das vierseitige Schreiben vom vergangenen 6. Juli an drei Mitglieder der Südtiroler Landesregierung beginnt mit schlichten Worten – um schnell zur Sache zu kommen. So heißt es schon im nächsten Satz: „Es besteht die Absicht, die Genehmigungsebenen nach unten zu verschieben.“ Will heißen: Die drei Adressaten – neben dem für Forstwirtschaft zuständigen Landeshauptmann handelt es sich dabei um den Landwirtschaftslandesrat Hans Berger und Umwelt- und Urbanistiklandesrat Michl Laimer – sollen dafür sorgen, dass Eingriffe in Feld und Flur, die mit Landschaftsschutzbestimmungen, Raumordnung und Forstgesetz kollidieren, erleichtert werden und dass lästige technische Kontrollinstanzen der Vergangenheit angehören.Die „Bemerkungen und Ergänzungsvorschläge“ kommen als penibel ausgearbeitete Gesetzestextänderungen daher und stammen vom mächtigsten Lobbyisten im Lande: dem Südtiroler Bauernbund (SBB). Dieser hat freilich ganz konkrete Vorstellungen, was in den derzeit in Behandlung befindlichen Omnibusgesetzen drinnenstehen sollte. Mit Omnibusgesetzen, den jährlichen Sammelgesetzen, die die Opposition im Landtag immer wieder gerne als „Anlassgesetzgebung für Parteibuch- und Freunderlwirtschaft“ (Andreas Pöder) bezeichnet, beschließt die Südtiroler Landesregierung bekanntlich Änderungsgesetze, die eine bestimmte Thematik in einer ganzen Reihe von Fachgesetzen ändern. Geht es nun nach dem Südtiroler Bauernbund, soll gar einiges geändert werden. Zum Beispiel sollen viele Eingriffe, die bisher in die Zuständigkeit des Bürgermeisters gefallen sind, über den Modus der sogenannte Bagatell-Eingriffe genehmigt werden: Arbeiten wie Erdbewegungen, Wegebau, Planierungen usw. sollen dadurch eine verwaltungstechnische Vereinfachung erfahren. Allerdings sollen die Schwellenwerte für Bagatell-Eingriffe in einigen Fällen verdoppelt werden: Galten bislang 2.500 Quadratmeter als Obergrenze für Planierungen bei Bagatell-Eingriffen, so sollen es jetzt 5.000 Quadratmeter sein. Geht es nach dem SBB sollen selbst Traktorwege versiegelt werden können. „Wie lange wird es dann dauern, bis asphaltierte Straßen durch Kulturgründe und Wälder führen?“, fragt sich ein Landestechniker. Mit dem „Bürokratieabbau“ geht auch der Abbau einer beim Landschaftsschutz angesiedelte Rekursinstanz einher, die dem Bauernbund nie recht geheuer war: das Kollegium für Landschaftsschutz, ein mit Landesexperten besetztes Gremium. Wörtlich heißt es im Schreiben an die zwei Bauernvertreter in der Landesregierung und den Umweltlandesrat, dass man es „in Zukunft verstärkt mit der Vorgehensweise von 116 Gemeinden zu tun“ habe: „Es handelt sich zudem um Projekte, sodass auch die Landesregierung keine Richtlinien ausgeben kann, um die Gemeinden ,auf Linie‘ zu bringen. Darum ist es wichtig, dass es eine politische Rekursinstanz gibt.“ Die Idee des SBB: „Wir schlagen vor, dass in Zukunft die Landesregierung Rekursinstanz sein sollte und das Kollegium abgeschafft wird.“ Zur Erinnerung: Gegen den Ablehnungsbescheid oder gegen eine vom Bürgermeister an Bedingungen geknüpfte Ermächtigung, können Gesuchsteller bis dato beim Kollegium für Landschaftsschutz Berufung einlegen; während im Normalfall der Bürgermeister die Landschaftsschutzermächtigung erteilt, unterliegen bestimmte Eingriffe im Art. 12 des Landschaftsschutzgesetzes (LG. 16/1970) aufgrund ihrer Wichtigkeit und Tragweite der Ermächtigung durch die Landesverwaltung. Hintergrund dieser Art des Bürokratieabbaus ist das Wissen um eine gängige Praxis, derer sich die Landesregierung gerade bei land- und forstwirtschaftlichen Projekten gerne bedient: Rekurse, die von den Landesumweltexperten abgewiesen wurden, werden von der Landesregierung wohlwollend stattgegeben. Mit der Folge, dass die ungebremste Intensivierung der Landwirtschaft von der Talsohle bis zu den höchsten Almen weithin sichtbar ihre Spuren hinterlassen hat. Das „Fazit“ zum Punkt „Landschafsschutz“ im SBB-Schreiben: „Die Landesregierung muss auch in Zukunft die Aufsichtsinstanz sein und wenn nötig auch korrigierend eingreifen können“.Auch zum Forstgesetz, das „langwierige Genehmigungsverfahren für „Kulturänderungen“ regelt, hat sich der SBB seine Gedanken gemacht. Wer einen Wald in sogenanntes alpines Grün oder landwirtschaftliches Grün umändern will, musste bis jetzt in einer ersten Phase eine Kulturänderung bis hin zur Bauleitplanänderung beantragen, um in einer zweiten Phase ein Detailprojekt für die Baukonzession einzureichen. Der SBB schlägt der Landesregierung nun vor, „beide Schritte durch eine Dienststellenkonferenz in einem einzigen Verfahren“ zusammenzufassen. Mit dem Bürokratieabbau werden für den antragstellenden Grundbesitzer gleichzeitig auch Zwischeninstanzen ausgeschaltet, die in der Vergangenheit Projekte blockiert haben.Von den gesetzesfertigen „Bemerkungen“ des SBB sind selbstredend auch die geltenden Raumordnungsbestimmungen betroffen. Unter anderem hat man es hier auf den an und für sich schon auf tönernen Füßen stehenden Ensembleschutz abgesehen. Wörtlich heißt es im SBB-Schreiben: „Angesichts der Tatsache, dass die Umsetzung des Ensembleschutzes nur sehr schleppend seitens der Gemeinden angegangen wird und von den vornehmlich Betroffenen, also den Landwirten, großer Widerstand gegen die zusätzlichen Auflagen durch den Ensembleschutz kommt, schlagen wir vor, den Ensembleschutz von einer ,Muss-Bestimmung‘ in eine ,Kann-Bestimmung‘ zu ändern.“ Damit, so der SBB, ließe sich „der negative Beigeschmack des Zwangs nehmen“. Das Motto scheint klar zu sein: Weil es mit diesem Schutz eh schon schwierig ist, lassen wir es lieber. Ach, ja! Und dann schreibt SBB-Direktor Siegfried Rinner noch an die drei Regierungsmitglieder: ,Wir hoffen auf die Berücksichtigung unserer Vorschläge und danken bereits im Voraus für ihren Einsatz.‘Markus Larcher

Donnerstag, 23. Juli 2009

Landwirtschaft aktuell

(Die Fotos und die Pressemitteilung wurden von der Umweltschutzgruppe Vinschgau freundlicherweise zur Verfügung gestellt)









Pressemitteilung Umweltschutzgruppe Vinschgau:
Missbräuchlicher Pestizideinsatz zwischen Mals und Laas

In den vergangenen Wochen konnte man als aufmerksamer Beobachter in einigen Obstwiesen zwischen Mals und Laas den missbräuchlichen Einsatz von Totalherbiziden feststellen. In einigen Fällen wurden Böschungen von Wassergräben mit diesem Pestizid „behandelt“. Diese Gifte werden auch entlang des Radweges, links und rechts der Eisenbahnstrecke und auf öffentlichen Flächen (Gehwegen, Parkplätzen) versprüht. Viele Privatanwender nutzen Herbizide bedenkenlos. Total-Herbizide vernichten wahllos die gesamte Vegetation. Ein Beispiel ist das vom Konzern Monsanto entwickelte Herbizid "Roundup". Diese Herbizide bestehen aus einem Chemiecocktail. Hauptbestandteil dieses Produkts ist der Wirkstoff Glyphosat. Lösungsmittel, Konservierungsmittel, Tenside und andere Stoffe, mit denen die Hersteller ihre Pestizide versehen, sind oft bedenklicher als der eigentliche Wirkstoff. Das im Produkt Roundup enthaltene Netzmittel Tallowamin steht in Verdacht, die toxische Wirkung anderer Inhaltsstoffe zu verstärken. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ernsthafte Bedenken bezüglich der Sicherheit von Herbizidwirkstoffen auf. Unkrautvernichtungsmittel haben grundsätzlich negative Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt, auf das Grundwasser und auf die menschliche Gesundheit. Umweltfreundliche Herbizide gibt es nicht!


Einige Fakten sollen an dieser Stelle aufgelistet werden (Quelle: Internetrecherche):

  • Das Unternehmen Monsanto wurde zweimal wegen irreführender Werbung verurteilt: Das erste Mal 1996 in New York, das zweite Mal 2007 in Frankreich. Die Richter befanden, dass die Angaben „biologisch abbaubar, hinterlässt den Boden sauber und respektiert die Umwelt“ trügerische Werbebotschaften seien. Nach Studien, die die Monsanto Gruppe selbst durchgeführt hatte, werden in 28 Tagen nur 2 % des Unkrautvernichtungsmittels abgebaut. Nach diesen beiden Gerichtsurteilen ist auch der Vermerk „biologisch abbaubar“ von den Packungen verschwunden.
  • Der Wirkstoff Glyphosat wurde mehrfach im Grund- und Trinkwasser nachgewiesen. In Dänemark ist dieser Stoff aus diesem Grund seit 2003 verboten.
  • Roundup ist in geringen Konzentrationen schädlich für zahlreiche wirbellose Tiere, z.B. Regenwürmer, Spinnen und Insekten.
  • Das Mittel beeinträchtigt die Aufnahme von Mikronährstoffen und zeigt negative Wirkungen auf das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit.
  • Das Herbizid ist für Kaulquappen hochgiftig. Auch wenn das Pestizid sich im Boden verteilt, büßt es seine chemischen Wirkungen nicht ein und tötet neben Kröten auch Frösche.
  • Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Ratten, die kurzzeitig Glyphosat ausgesetzt waren, Leberschäden erlitten.
  • Der französische Wissenschaftler Eric Seralini fand in Untersuchungen heraus, dass das Herbizid Roundup sehr giftig für den Menschen ist. Es gibt Hinweise auf erbgutverändernde und Krebs erzeugende Wirkungen.

Die Umweltschutzgruppe Vinschgau verurteilt den missbräuchlichen Einsatz von Herbiziden entlang von Wassergräben aufs Schärfste und ruft die zuständigen Stellen auf, ihre Kontrollaufgaben wahrzunehmen und bei Verstößen die gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden. Entlang der Radwege, der Eisenbahntrasse und auf versiegelten öffentlichen Flächen sollte der Einsatz von Herbiziden – in Anbetracht der Giftigkeit dieser Produkte – verboten werden.

Tipp: Die DVD von Marie-Monique Robin: „Monsanto – Mit Gift und Genen“ informiert anschaulich über die Machenschaften des Chemiegiganten Monsanto.

Umweltschutzgruppe Vinschgau

Mittwoch, 22. Juli 2009

Sand in Asphalt



(Fotos von der Umweltschutzgruppe Vinschgau freundlicherweise zur Verfügung gestellt)

Wenn sogar beim Giro d'Italia schon ein Abschnitt auf ungeteerter Strasse zurückgelegt wurde, sollte dies für Freizeitfahrer erst recht möglich sein. Schliesslich geht es dabei um ein Teilstück, das man in wenigen Minuten bewältigt haben dürfte. Natürlich entspräche dies nicht dem Ordnungssinn von einigen (vielleicht allzu) eifrigen Beamten im Lande. Doch in diesem Fall sollten sie wohl einen Schritt zurückrudern. Ein grosser Teil der Radfahrer schwingt sich ja gerade deswegen auf den Drahtesel, weil sie Natur und Landschaft nicht vom Autofenster aus beobachten wollen, sondern hautnah. Ein ungeteertes (aber gleichwohl glattes und ordentlich gepflegtes) Stück Fahradweg würde sie erst recht darauf hinweisen, dass sie sich an einem ganz besonderem Ort befinden. Und vielleicht kämen sie gerade dadurch auf die Idee einmal kurz anzuhalten und einen etwas genaueren Blick auf die Prader Sand zu werfen und würden dann so manchen Schatz entdecken, der ihnen sonst verborgen geblieben wäre.

Montag, 20. Juli 2009

Asphalt in Sand

(Foto und Pressemitteilung der Umweltschutzgruppe Vinschgau vom 18. Juli 2009. Die Umweltschutzgruppe ruft dazu auf Fotos von der noch ungeteerten Prader Sand zu schiessen!)



Prader Sand nicht mit Asphalt zerschneiden

Mit großem Bedauern haben wir die Nachricht vernommen, dass der bisher naturbelassene Radwegabschnitt durch die Prader Sand asphaltiert werden soll. Das hat jedenfalls die Mehrheit des Prader Gemeinderates auf Wunsch der Bezirksgemeinschaft Vinschgau beschlossen. Während man die überaus bekannte Prader Sand als Aushängeschild für Naturerlebnisaktivitäten mit eigenem Logo benutzt, ignoriert man ökologische Argumente gegen eine Asphaltierung des 1,2 Km langen Radweges durch dieses einmalige Naturgebiet. So sollen in nächster Zukunft mehrere Naturerlebniswege mit öffentlicher Finanzierung am Rande der Prader Sand errichtet werden. Die grundlegenden Ideen dazu hatte bereits die Initiativgruppe Prader Sand vor mehreren Jahren geliefert, welche jetzt konkretisiert und vom Gemeinderat gutgeheißen wurden. Diese Entwicklung kann im Sinne einer nachhaltigen Nutzung begrüßt werden. Leider wird das angestrebte Naturerlebnis-Konzept durch die negative Beeinträchtigung einer Asphaltbahn stark in Frage gestellt.

Nachdem man auf die Argumente, wie ökologische Barriere, negative Beeinträchtigung des Landschaftsbildes in sensiblem Gebiet, Unstimmigkeit im Naturerlebnis-Konzept nicht eingehen wollte, wurde die Asphaltierung mit den anscheinend hohen Reparaturkosten begründet. Laut Aussagen des Radweg-Verantwortlichen der Bezirksgemeinschaft Vinschgau Hansjörg Dietrich fallen jährlich auf diesem Abschnitt Kosten in Höhe von 2.500,00 Euro an. Wir nehmen an, dass auch bei einem Asphaltweg einige Instandhaltungsarbeiten notwendig sein werden. Wie kurzsichtig die voreilige Entscheidung im Prader Gemeinderat gefallen ist zeigt die Tatsache, dass keinerlei Kostenvergleich mit der Asphaltierung vorgelegt worden ist. Anscheinend spielt es keine Rolle, mehrere 10.000,00 Euro für die Asphaltierung auszugeben, aber 2.500,00 Euro jährlich für die Instandhaltung bereitzustellen, ist ein Riesenproblem. Diese Sichtweise ökonomischer Logik bestätigt auch die Errichtung zahlreicher Schranken am Radweg, die unnütz aufgestellt wurden und immer offen sind. Auch beim Bau des Radwegabschnittes durch einen geschlossenen Auwald in Spondinig sowie Pflegemaßnahmen mit Herbiziden hat die Bezirksgemeinschaft Vinschgau immer wieder mangelnde ökologische Sensibilität an den Tag gelegt.

Umweltgelder könnten nicht nur in die Errichtung von Naturerlebniswegen, Sitzbänken usw. investiert werden, sondern auch in eine gute Instandhaltung des 1,2 Km langen naturbelassenen Radweges durch die einzigartige Prader Sand. Das wäre eigentlich sinnvollster Einsatz von öffentlichen Umweltgeldern.

Wir appellieren daher an die zuständigen Entscheidungsträger, sich für die Erhaltung dieses besonderen Radwegabschnittes ohne Asphalt auszusprechen. Die Prader Sand ist bisher von einem derartigen massiven Eingriff durch einen Fremdkörper verschont geblieben und sollte es auch weiterhin bleiben.

Umweltschutzgruppe Vinschgau

Dienstag, 14. Juli 2009

Das Zitat des Monats

(aus HGV-Zeitung, Nr.7, Juli 2009, Bild eingesandt von einem Leser)



"Die Auszeichnung Weltnaturerbe ist die Krönung unserer Landschaftsschutzpolitik" Michl Laimer. Dass ein HGV, also eine - zumindest auf dem Papier - unabhängige Interessensvertretung die von Michl Laimer getätigte Aussage ernst nimmt und sie gar als Zitat des Monats auswählt, spricht Bände. Gerade der Verband der auf Gedeih und Verderb auf eine intakte und attraktive Landschaft angewiesen ist, sollte die aktuelle Landschaftsschutzpolitik eigentlich kritisch hinterfragen anstatt sie unbesonnen hochleben zu lassen.

Oder aber wir unterschätzen den HGV. Vielleicht ist er schon einen Schritt weiter, und hat den Satz als das enttarnt was er schliesslich ist: ein Werbegag eines Politikers der in gerade den Bereichen, die er mit schmucken Worten zu preissen vermag, schlichtweg versagt hat.

Und weil das gar zu offensichlich ist, und beinahe jedem, der das aktuelle Geschehen mit offenen Augen verfolgt, auffallen dürfte, verzichtet der HGV auf jeglichen Kommentar, verkneift sich sogar den Scherz den Sager Laimers als "Witz des Monats" anstatt als "Zitat des Monats" zu bezeichnen. Manche Aussage gibt sich eben selbst der Lächerlichkeit preis, ist die Karikatur ihrer selbst. Die schlechtesten aller Filme parodieren sich selbst - da erübrigt sich jede noch so gut gemachte Veralberung.

Sonntag, 12. Juli 2009

mar de plastico af puschtrisch


(Erdbeerplantage bei Niedervintl im Pustertal. Foto eingesandt von einem Leser, Juni 2009)

Ein Stück authentische Südtiroler Kulturlandschaft. Findet sich leider in keinem Hochglanzprospekt, zeigt sich aber sehr wohl jedem, der durch's Pustertal fährt. Und sind die mit Hagelschutznetzen abgedeckten Apfelplantagen in der südlichen Landeshälfte so ganz verschieden? Der Bauer als Landschaftspfleger ist jedenfalls ein Stereotyp das zunehmend hinterfragt werden muss.

Sonntag, 28. Juni 2009

Tourismuskonjunktur wofür?

Die Erweiterung zweier Schigebiete im Hochpustertal wurde vorletzte Woche von der Landesregierung genehmigt. Zwar punktuell, aber doch großflächig wird Landschaft und Natur unwiederbringlich verändert, und wohl kaum zu einem Besseren. Soweit so schlecht. Wenn es triftige Gründe gibt dann sollte es erlaubt sein auch ein Stück Natur für Fortschritt zu opfern, dann wird aus moosigem Fichten- und Zirbenwald und eine bucklige Weide zu grünbrauner Langeweile. triftige Gründe gibt es in beiden Fällen, aber sind sie auch langfristig durchdacht? Sind sie auch Teil einer Tourismusstrategie die diesen Namen verdient?

Die Vorteile einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Falle Ried sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Der Brunecker Hausberg ist längst Opfer eines gigantischen und höchst erfolgreichen Tourismusindustrie geworden. Unberührt davon sind allenfalls einzelne Hänge (wie eben der Nordost-Hang). Trotzdem sind die Befürchtungen von Anrainern und Naturfreunden ernst zu nehmen, die befürchten ein Stück Natur vor der Haustür gegen noch mehr Belastungen einzutauschen. Von Arroganz indes zeugt die Eile der Landesregierung in diesem Fall, die nicht gewillt war die Entscheidung eines für den Herbst anberaumten Volksentscheids abzuwarten.

Auch in Sexten gibt es triftige Gründe. Schigebiete zu vernetzen ist sicherlich ein Zeichen der Zeit. Die Verbindung von Schigebieten ist wohl der einzige Ausbau der ökologisch noch einigermassen zu rechtfertigen ist. Und doch gerät man auch dadurch in eine Spirale des ewigen Wachstums, wo ein Schigebiet das andere auszustechen versucht. Eine Spirale die zuguterletzt mehr Verlierer als Gewinner produziert, die die Tourismusgebiete davon abhält nach umwelt (und menschen-)schonendere Formen des Schitourismus zu suchen.

Im gesamten Hochpustertal sollte man sich ernsthaft überlegen wohin der Weg gehen soll. Ganz elementare Fragen sollten diskutiert werden bevor weiter auf Ausbau der Infrastrukturen gesetzt wird. Haben die Touristenzahlen nicht schon ein erträgliches Maß überschritten? Ist eine weitere Steigerung derselben für die Volkswirtschaft überhaupt noch nötig? Bevor unsere Landespolitiker die Entscheidungen treffen, die für kommende Generationen so entscheidend sind, sollten sie sich die Mühe machen im Privatauto an einem regnerischen Sonntag-Nachmittag im August von Bruneck nach Innichen zu fahren um dort zur romanischen Stiftskirche zu spazieren. Und dann sollten sie sich bewusst werden, dass der Stau und die Menschenmassen die sie dort erlebten für viele Menschen nicht Teil eines einmaligen Abenteuers sind, sondern Alltag bedeuten.

Tourismus kann einen Punkt erreichen, wo die Negativfolgen für die Gesellschaft die positiven überwiegen. Verkehr, Lärm, Umweltverschmutzung sind dabei die sichtbarsten, soziologische Folgen, etwa die Beeinträchtigung sozialer Netze, Entwurzelung, Verlust von Rückzugsgebieten und Treffpunkten sowie der Verlust eines eigenens Rhytmuses durch die extreme Saisonalität des Tourismus sind weniger evident, aber sicherlich nicht weniger bedeutend. Dass etwa die alteingesessene Bevölkerung der Tourismusmetropole Barcelona ihr einst so geschätztes Stadtzentrum mittlerweile meidet wie es nur geht, ist nicht nur eine Kuriosität. Einhergeht auch ein Verlust von gesellschaftlichen Strukturen, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Ab einem gewissen Punkt werden die Segnungen des Tourismus durch dessen Nachteile aufgehoben, manchmal sogar ins Gegenteil verwandelt. Während bei einem maßvollem Tourismus die Begegnungen mit den Gästen aus Nah und Fern eine Bereicherung darstellen, wird diese durch Abneigung und Vorurteile ersetzt, sobald die Touristenmassen die Fußgängerzonen und Schihütten überschwemmen.

Natürlich gibt es Tourismusformen die sanfter sind als andere, der Sommertourismus etwa ist in den Alpen meist sanfter als der Wintertourismus. Das Problem ist nur, dass die zwei nicht zur Gänze vereinbar sind, zumindest dann, wenn es sich bei letzterem um einen Schitourismus handelt. Kronplatz, Plose oder Meran 2000 haben ihren Reiz als sommerliches Erholungsgebiet weitgehend verloren. Während sich im Sommer auf der Seiser Alm hauptsächlich Touristen die Klinke in die Hand drücken, ist so manche Hütte in den schipistenarmen Sarntaler Alpen an freien Tagen zum Bersten voll mit „Doigen“.

Auch diesbezüglich ist ein weiterer Ausbau des Wintertourismus kritisch zu hinterfragen (auch wenn Sexten hierbei den Vorteil hat, dass die Aktivitäten von Winter- und Sommertourismus räumlich weitgehend getrennt sind). Die Tourismusleitbilder, die in den letzten Jahren in Bezirken und Gemeinden Südtirols mit viel Mühe erstellt wurden, scheinen jedenfalls totes Papier zu bleiben. Eine Landesregierung mit fast masturbatorischer Entscheidungswut, zieht es jedenfalls noch immer vor aus dem Bauch heraus zu entscheiden.

Arme Kulturlandschaft - Reaktionen II

(Aus ff 26 vom 25. Juni 2009; Leserbrief bezugnehmend auf Gastkommentar von Andreas Hilpold in ff 20/09 über den Naturschutz in Südtirol)

Der Gastkommentar über ausgeräumte, planierte und verarmte Kulturlandschaften bestätigt, was wir in den letzten 20 Jahren durch unsere botanischen und landschaftsökologischen Untersuchungen belegen und beobachten konnten. Der Bericht gibt jenen Wanderern, Naturliebhabern und Südtirol-Urlaubern Recht, die sich fragen, wo denn Südtirols Bergblumenwiesen geblieben sind. Wo vor 10 bis 20 Jahren kräuter- und artenreiche Wiesen von guter bis hervorragender Futterqualität standen, findet man heute intensiv bewirtschaftete Grünflächen, artenarm, von geringer Futterqualität und so sehr mit Phosphor, Kali und Stickstoff überdüngt, dass mancherorts nur mehr der Sauerampfer wächst. Solange Südtirols Milchbauern mit 2,3 Großvieheinheiten pro Hektar mehr Vieh in ihren Ställen halten dürfen als anderswo in Europa, so lange werden sie, weil eigenes Gras und Heu nicht ausreichen, Kraftfutter, Getreide und Hülsenfrüchte von außen zukaufen. Und solange diese Situation anhält, wird weiterhin viel zu viel Gülle produziert, in Mengen die Wiesen, Böden und Gewässer nicht verkraften werden.
Hilpold bringt das Dilemma der Südtiroler Milchwirtschaft auf den Punkt: Erfolgt in den nächsten Jahren kein Umdenken seitens der verantwortlichen Politiker und Verbandsfunktionäre, wird die Versalzung der Böden weiter fortschreiten, während Futtermenge und Futterqualität abnehmen, was langfristig auch die Grundlagen der Milchwirtschaft gefährdet. Dass die Lage ernst ist, dürfte auch Landesrat Berger bewusst sein. Bleibt die Frage, wann und auf welche Weise er dieses Problem anzugehen gedenkt.
Einige Bauern haben bereits reagiert. Sie haben ihren Viehbestand den Flächen angepasst, das heißt verkleinert, und verzichten auf den Zukauf von Futter von außerhalb. Sie bewirtschaften ihren Hof naturnah oder biologisch und fahren damit nicht schlecht.
Anstatt Mist und Gülle auf Wiesen und Almen zu entsorgen, machen wir es doch wie Betriebe aus Österreich und der Schweiz. Sie kompostieren Mist und Gülle und vermarkten diese gewinnbringend als begehrten Dünger für den gewerblichen Obstanbau, Gärtnereien und Private.
Norbert Dejori, Vereinigung Südtiroler Biologen,
Meran

Freitag, 26. Juni 2009

Hilferuf Villanderer Alm

Liebe Bürger, Verbände und Vereine,



ich besuchte gestern in einem Tagesausflug die Villanderer Alm und kam einigermaßen deprimiert zurück. Der Zustand des Moorgebietes hat meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Die einst ausgedehnten Wollgraswiesen, die dem Gebiet seinen einzigartigen Charakter verliehen, sind auf kleine Bestände dezimiert worden. Beinahe jede Fläche weist, zumindest am Rande des Weges, einen Entwässerungsgraben auf, eine weitere Verschlechterung ist damit vorprogrammiert. Die Menge an Hahnenfuß und Sauerampfer in den Wiesen zeugen von einem hohen Gülleeinsatz. Außerdem wird an zahlreichen Stellen gebaggert und gebaut. Sogar an der höchsten Stelle der Alm wird gerade ein Weg gebaggert, anscheinend um eine Grenzmark zu verlegen. Der Landschaftsschutz scheint in keinster Weise zu funktionieren. Der Zustand der Alm hat sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert. Die vollständige Zerstörung dieses europaweit einzigartigen Moorgebietes scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.
Ich denke es ist höchste Zeit dass sich eine breite Initiativgruppe bildet um die Alm zu retten. Ich fordere daher alle Vereine denen die Zukunft unseres Landes am Herzen liegt aktiv zu werden.


mit freundlichen Grüßen

Andreas Hilpold

Mittwoch, 24. Juni 2009

Umweltzerstörung für integrierten Obstbau

(folgender Text und Fotos wurden uns von einem aufmerksamen Leser zugesandt; Name der Redaktion bekannt)

Schicke euch zwei aktuelle Bilder aus Prad am Stilfserjoch. Vor einigen Monaten wurden mit amtlicher Genehmigung mehrere Erlenstöcke gerodet, um einer Obstanlage zu weichen. Immer wieder kommt es vor, dass äußerst wertvolle und immer seltenere Lebensräume wie Erlenbestände, Wassergräben, Heckenstreifen, Feuchtoasen usw. zerstört werden, weil Obstanlagen ohne Rücksicht auf die Natur errichtet werden. Während der Südtiroler Obstbau laut mit dem "integrierten Kernobstbau" wirbt, werden deren Richtlinien in Sachen Umwelt kaum beachtet. Sogar in geschützten Auwäldern werden von Obstbauern illegale Entwässerungsgräben errichtet, um so einige Quadratmeter neue Obstbauflächen zu gewinnen. Diese Vorgangsweisen können nicht im Sinne des integrierten Obstbaus und schon gar nicht im Sinne eines zukunftsfähigen Natur- und Kulturtourismus sein.

Was heißt eigentlich integrierter Obstbau?Integrierter Obstbau ist die wirtschaftlich erfolgreiche Erzeugung von Qualitätsobst bei bestmöglichem Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt. Natürliche Pflegemaßnahmen sind zu bevorzugen, um den Einsatz von Agro-Chemikalien möglichst gering zu halten.

Die Richtlinien für den integrierten Obstbau beinhalten folgende Aussagen zur Pflege des Umfeldes der Obstanlage: Der Obstbauer muss auch das Umfeld seiner Obstanlagen im Sinne des integrierten Anbaues schützen und pflegen. Sträucher, Trockenmauern, Steinhaufen oder Böschungen dienen vielen nützlichen Tieren als Unterschlupf. Daher dürfen diese Bereiche nicht mit Pestiziden, Herbiziden u.a. abgespritzt oder abgebrannt werden.

abgeholzte Erlen



Knorrige alte Bäume mussten dafür weichen



Entwässerungsgraben im Auwald


Donnerstag, 18. Juni 2009

für eine Handvoll roter Äpfel mehr

(Meldung der Landespresseagentur vom 18.6.2009, Foto ebenfalls LPA)


Waldrand mit Unkrautmittel "behandelt" - Strafen des Forstdienstes

(LPA) Empfindliche Strafen hat der Forstdienst im Raum Latsch ausgestellt, wo gleich mehrere Obstbauern den Waldrand mit Unkraut-Bekämpfungsmitteln "behandelt" hatten. "Neben den Schäden am Baum- und Strauchbestand wird durch eine solche ’Behandlung’ auch die Bodenstabilität verringert", so die Begründung von Seiten des Forstdienstes.

Weil ihre Äpfelbäume in unmittelbarer Nähe des Waldes zu wenig Sonne abbekommen haben, haben gleich drei Obstbauern im Raum Latsch zur Selbsthilfe gegriffen. Mit Unkraut-Bekämpfungsmitteln sind sie den Pflanzen am Waldrand zu Leibe gerückt, und zwar auf nicht unerheblichen Flächen. So wurden in einem ersten Fall rund 1250 Quadratmeter Waldrand mit chemischen Mitteln "behandelt", in einem zweiten 1350 Quadratmeter, in einem dritten sogar rund 2900 Quadratmeter.

"Auf diesen Flächen wurde der Wald- und Strauchbestand erheblich beschädigt oder sogar vernichtet", heißt es aus dem zuständigen Forstinspektorat Schlanders. Zudem sei die Baumverjüngung dem Unkraut-Bekämpfungsmittel zum Opfer gefallen. "Gerade bei Waldrändern handelt es sich um einen ökologisch wertvollen Bereich, der durch die 'Behandlung' mit den Unkraut-Bekämpfungsmitteln in Mitleidenschaft gezogen worden ist", so die Experten des Forstdienstes.

Nachdem es sich zudem um teils steile Hänge handelt, führen die Forst-Fachleute auch noch ein weiteres Argument ins Feld. Durch die Zerstörung von Bäumen und Sträuchern werde die Stabilität des Bodens verringert, Rutschungen könnten die Folge sein.

Entsprechend mussten in allen drei Fällen empfindliche Verwaltungsstrafen ausgestellt werden. "Die Höhe der Strafe reicht vom doppelten bis zum sechsfachen Wert des angerichteten Schadens, in den konkreten Fällen also von mehr als 1000 bis über 2000 Euro", heißt es aus dem Forstinspektorat Schlanders. Doch damit nicht genug: Nachdem der Wald in Besitz von Fraktionen, also öffentlichen Körperschaften ist, könnten zudem Anzeigen wegen Beschädigung öffentlichen Gutes folgen. (chr)

"Sehr bedenklich"

(Aus ff 25 vom 18. Juni 2009)

Vinschgau: Die Erschließung der Rifair Alm ist nun genehmigt – auf Südtiroler Seite. Denn in der Schweiz weiß man von nichts.

(doc) Das Schreiben von Arno Lamprecht ist nur wenige Zeilen lang, dafür aber umso klarer: „Solche Unterlagen wurden bis heute bei uns nicht eingereicht.“ Lamprecht ist Präsident der Schweizer Gemeinde Müstair, die an Taufers im Münstertal grenzt. Hoch über Taufers liegt auf 2.145 Metern die Rifair Alm. Sie ist noch unerschlossen.
Geht es nach dem Willen der Alminteressentschaft, soll sich dies bald ändern (ff 22/2009). Sie möchte eine Almstraße in Müstair um 1,5 Kilometer verlängern, dann wäre man auf der Rifair Alm.
Das Problem dabei: Der neue Traktorweg würde durch ökologisch wertvolles Natura-2000-Gebiet im Nationalpark Stilfser Joch führen. Trotzdem haben die Südtiroler Behörden das Projekt nun genehmigt. Fehlt noch die Zustimmung der Schweiz – die offenbar noch nicht gefragt worden ist, wie Rudi Maurer, Mitglied der Umweltschutzgruppe Vinschgau, feststellt.
Seiner Meinung nach ist das Südtiroler Vorgehen „sehr bedenklich und unverständlich“. Denn dass ein Projekt genehmigt werde, das ohne die Zustimmung der Schweizer Behörden nicht realisiert werden kann, erscheint ihm so, als würde man bei einem Hausbau im dritten Stock beginnen. Maurer vertraut darauf, dass Pro Natura Graubünden Rekurs gegen das Projekt einreicht – schließlich habe sich das Schweizer Bundesgericht schon einmal gegen eine Forststraße durch das Auerwildgebiet ausgesprochen.

Dienstag, 16. Juni 2009

Kommentar erübrigt sich...



















Webcam Seiseralm als Werbeträger: http://www.rolbox.it/rk-kastelruth/webcam/web00.jpg

Landschaftsschutzgebiet mit Blick auf das Weltnaturerbe „Dolomiten“

(Foto und Anmerkung von einem Leser zugesandt)


Samstag, 13. Juni 2009

mala leche?

GENTECHNIKFREI steht auf vielen Südtiroler Milchpackungen groß drauf. Eine gute Vermarktungsstrategie allemal und auch den Konsumenten dürfte es freuen eine solche Garantie zu bekommen.
Ob sich die gentechnikfreie Produktion von Milchprodukten tatsächlich direkt auf deren Qualität auswirkt, dass sie gar die heimischen Käse besonders schmackhaft macht, wie vor einigen Jahren in einem Fernsehinterview von einem Werbefachmann behauptet, sei natürlich dahingestellt. Darauf wirken sich andere Faktoren, etwa Bewirtschaftungsweise (z.B. biologisch oder konventionell) oder Veredelung weit stärker aus.
Der Aufhänger der gentechnikfreien Milch wird hierzulande oft mit naturnaher Bewirtschaftung verwechselt. Doch der Verzicht auf Gentechnik in der Milchproduktion bewahrt unsere Landschaft noch lange nicht vor Planierungen und Meliorierungen, vor Naturzerstörung und Artenschwund. Das Prädikat der Gentechnikfreiheit verbirgt die Schieflage der heimischen Landwirtschaft, kaschiert deren fahrlässigen Umgang mit unserem Natur- und Kulturerbe.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Leserbrief zur Unterschutzstellung des Eisackes

(Aus ff 24 vom 11. Juni 2009)

Der Lauf des Wassers

Wie die Umweltschützer sich die Unterschutzstellung des Eisack vorstellen

Der Entwurf des Wassernutzungsplanes vom Jahre 2007 sieht die Unterschutzstellung des Eisacks von Freienfeld bis zum Maulser Bach vor. Eine neue Formulierung, welche – laut Landesrat Laimer – die Unterschutzstellung des Eisacks bis zum Stausee von Franzensfeste anstrebt, soll demnächst verabschiedet werden.
Unterschutzstellung heißt für uns, dass der Eisack im Istzustand weiterfließen darf. Die bestehenden vier privaten E-Werke dürfen keinen Liter mehr Wasser und keinen Meter mehr an Ableitungsstrecke erhalten; gegen eine Modernisierung der Anlage selbst haben wir uns nie ausgesprochen.
Aufgabe der politischen Vertreter mit ihren Beratern ist es nun, die versprochene und angekündigte Unterschutzstellung so zu formulieren, dass es sich tatsächlich um eine Unterschutzstellung der letzten naturnahen Kilometer des Eisacks handelt. Ansonsten könnte es im schlimmsten aller Fälle passieren, dass ein Großkraftwerk verhindert wurde, jedoch Hintertüren für mehrere private Interessenten, welche sich dann Sel und Gemeinden mit ins Boot holen werden, geöffnet werden. Damit würde der scheinbar unter Schutz gestellte Eisack völlig zerstört und zu einer reinen Ab- und Einleitungsstrecke von Mauls bis Franzensfeste.
Diese Befürchtungen sind deshalb so konkret, weil bei der Ausarbeitung des Wassernutzungsplanes im Hintergrund Stromlobbysten mitarbeiten, die sicherlich nicht eine maximale Unterschutzstellung anstreben. Deren Hauptinteresse besteht darin, unter dem ökologischen Deckmantel eine gerade noch vertretbare Lösung zur maximalen Ausbeutung des Flusses zu formulieren.
Christoph Hofer, SOS Eisack, Walter Fleckinger, Verena Überegger,
Initiativgruppe Mauls

Samstag, 6. Juni 2009

geplantes Schotterwerk Eppan - Unterrain

Wenn in Südtirol Leute auf die Straße gehen muss Feuer auf dem Dach sein. Protestierer sind wir beileibe keine. Weit lieber als mit ein paar Plakaten um die Häuser zu ziehen verstauen wir die Bergschuhe im Kofferraum, schnallen Schier auf den Gepäcksträger oder schwingen uns auf die Drahtesel und genießen Natur und Landschaft gleich um die Ecke. Wenn aber eben diese auf dem Spiel steht? Dann sind auch schon mal hierzulande gar nicht wenige Leute bereit dagegen aufzutreten - so geschehen im Jänner dieses Jahres.
Die geplante Schottergrube erhitzt zurecht die Gemüter des Überetsches und des Etschtales. Was konnte unsere Politiker dazu bewegen ein solches Monsterprojekt zuzulassen? Warum setzen sie sich nicht mit aller Vehemenz dagegen ein? Für ein Projekt das einigen Wenigen viel Geld in die Taschen spült, das für die Südtiroler Wirtschaft durchaus entbehrlich ist, das nur wenige Arbeitsplätze schafft, für ein solches Projekt soll Landschaft verunstaltet werden, soll die Lebensqualität der Anrainer durch Staub und Lärm über Jahre hinweg beeinträchtigt werden.
Die Regierenden in Südtirol scheinen jedenfalls in der Tat den Sinn ihrer Arbeit vergessen zu haben. Politik die nur kleinen Lobbies, nicht aber dem Allgemeinwohl dient, verliert ihre Legitimation.

Samstag, 30. Mai 2009

damit es auch in Zukunft kreucht und fleucht... - Stellungnahme zum Eintrag "Bozens verborgene Schätze"

Es seien an dieser Stelle zwei Punkte angemahnt:
Dieser schönen Aktion sollten wirchlich auch Taten folgen. Die Ankündigung von Stadtrat Ladinser, die Daten bei der Erstellung von Bauleitplänen einfließen zu lassen sollte auch tatsächlich umgesetzt werden. Zudem sollte auch gewährleistet werden, dass die Informationen auch bei den sogenannten Bagatelleingriffen berücksichtigt werden. Diese stellen oft lediglich für den Bauer und das Baggerunternehmen eine Bagatelle dar, für Tiere und Pflanzen ganz und gar nicht.

Außerdem ist es dringend erforderlich für einige höchst seltene und höchst gefährdete Pflanzenarten Spezialprogramme in Gang zu bringen, indem man ihre Lebensräume angemessen schützt und pflegt. Dies betrifft ganz besonders die Trockenrasen am Guntschnaberg. Hier finden sich noch Restpopulationen einiger in Südtirol (und im ganzen Alpenbereich!) beinahe verschwundener Arten. Botanische Kostbarkeiten, wie etwa die Gelb-Wicke (Vicia lutea) oder das Zwerg-Filzkraut (Filago minima), die in der Roten Liste mit hohen Gefährdungsstufen vertreten sind, finden hier noch ein Auskommen. Die Trockenrasen werden aber durch die veränderte Landwirtschaft kaum mehr gepflegt. Hier wäre ein langfristiger Einsatz der Umweltämter unbedingt notwendig.

Bozens verborgene Schätze



















(Artikel und Karikatur aus: Tageszeitung Dolomiten, Nr.121, 28.05.2009)

Es kreucht und fleucht um Bozen
Erhebung zu Flora und Fauna der Landeshauptstadt – Zahlreiche bedrohte Arten

Bozen (hhk) – Spätestens seit dem spektakulären Ausflug eines Hirsches in die Bozner Innenstadt,dürfte auch dem überzeugtesten Stadtmenschen bewußt sein, dass einiges Getier und noch mehr Pflanzen auf dem Gemeindegebiet leben. Das Umweltamt wollte es nun genau wissen und gab eine Untersuchung zum Thema Flora und Fauna in Auftrag.

Ein halbes Jahr war Priska
Egger, die die Erhebung durchführte, beschäftigt, Daten von verschiedensten Institutionen zu sammeln. Ziel war es einen Status Quo der Tier- und Pflanzenwelt Bozens zu erhalten, die Vorkommen der einzelnen Arten zu kartografieren und sensible Zonen ausfindig zu machen. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf gefährdete Spezies gelegt. Der Studie zufolge findensich auf Bozner Gemeindegebiet 1073 Pflanzenarten, von denen 16 Prozent (175) zu den gefährdeten zählen, die sich auf der so genannten Roten Liste befinden. „Rückzugsgebiete“ der bedrohten Arten sind vor allem der Guntschnaberg, die Oswaldhänge, der Virgl und Kohlern, der Sigmundskroner Hügel, St. Justina und St. Magdalena sowie die Etschgräben. Von den 19 in Bozen beheimateten Süßwasserfischen zählt die Mühlkoppe zu den am stärksten gefährdeten Arten. Ebenfalls vom Aussterben bedroht ist der zu den Brutvögeln zählende Flussregenpfeifer. Der Bozner Talkessel ist aber auch unter Zugvögeln eine beliebte Raststation. Die Reisenden bevorzugen dabei neben den Flussufern – man höre und staune – vor allem das Gelände um den Flughafen und sogar die Landebahn selbst. „Erst kürzlich haben 22 Störche in der Flughafengegend Station gemacht“, erzählt Egger. Und auch den ursprünglich aus Asien stammenden Rosenstar verschlage es auch ohne Funknavigation immer wieder auf das Flughafengelände. Unter den Säugetieren sind Rotwild, Feldhasen, Dachse und Füchse die prominentesten Vertreter. Doch auch Gamswild hat auf Bozner Gemeindegebiet seine Heimat gefunden. Neben der Schaffung von Bewusstsein für die uns umgebende Natur hat die Kartografierung der Flora und Fauna auch verwaltungstechnischen Nutzen. „Wir können die Daten bei Vorhaben – wie beispielsweise der Erstellung des Bauleitplanes – miteinfließen lassen“, erklärt Umweltstadtrat Klaus Ladinser und fügt an: „Flora und Fauna sind als Teil des Bozner Lebensraumes unbedingt erhaltenswert“.
 
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