(Aus ff 26 vom 25. Juni 2009; Leserbrief bezugnehmend auf Gastkommentar von Andreas Hilpold in ff 20/09 über den Naturschutz in Südtirol)
Der Gastkommentar über ausgeräumte, planierte und verarmte Kulturlandschaften bestätigt, was wir in den letzten 20 Jahren durch unsere botanischen und landschaftsökologischen Untersuchungen belegen und beobachten konnten. Der Bericht gibt jenen Wanderern, Naturliebhabern und Südtirol-Urlaubern Recht, die sich fragen, wo denn Südtirols Bergblumenwiesen geblieben sind. Wo vor 10 bis 20 Jahren kräuter- und artenreiche Wiesen von guter bis hervorragender Futterqualität standen, findet man heute intensiv bewirtschaftete Grünflächen, artenarm, von geringer Futterqualität und so sehr mit Phosphor, Kali und Stickstoff überdüngt, dass mancherorts nur mehr der Sauerampfer wächst. Solange Südtirols Milchbauern mit 2,3 Großvieheinheiten pro Hektar mehr Vieh in ihren Ställen halten dürfen als anderswo in Europa, so lange werden sie, weil eigenes Gras und Heu nicht ausreichen, Kraftfutter, Getreide und Hülsenfrüchte von außen zukaufen. Und solange diese Situation anhält, wird weiterhin viel zu viel Gülle produziert, in Mengen die Wiesen, Böden und Gewässer nicht verkraften werden.
Hilpold bringt das Dilemma der Südtiroler Milchwirtschaft auf den Punkt: Erfolgt in den nächsten Jahren kein Umdenken seitens der verantwortlichen Politiker und Verbandsfunktionäre, wird die Versalzung der Böden weiter fortschreiten, während Futtermenge und Futterqualität abnehmen, was langfristig auch die Grundlagen der Milchwirtschaft gefährdet. Dass die Lage ernst ist, dürfte auch Landesrat Berger bewusst sein. Bleibt die Frage, wann und auf welche Weise er dieses Problem anzugehen gedenkt.
Einige Bauern haben bereits reagiert. Sie haben ihren Viehbestand den Flächen angepasst, das heißt verkleinert, und verzichten auf den Zukauf von Futter von außerhalb. Sie bewirtschaften ihren Hof naturnah oder biologisch und fahren damit nicht schlecht.
Anstatt Mist und Gülle auf Wiesen und Almen zu entsorgen, machen wir es doch wie Betriebe aus Österreich und der Schweiz. Sie kompostieren Mist und Gülle und vermarkten diese gewinnbringend als begehrten Dünger für den gewerblichen Obstanbau, Gärtnereien und Private.
Norbert Dejori, Vereinigung Südtiroler Biologen,
Meran
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