Sonntag, 28. Juni 2009

Tourismuskonjunktur wofür?

Die Erweiterung zweier Schigebiete im Hochpustertal wurde vorletzte Woche von der Landesregierung genehmigt. Zwar punktuell, aber doch großflächig wird Landschaft und Natur unwiederbringlich verändert, und wohl kaum zu einem Besseren. Soweit so schlecht. Wenn es triftige Gründe gibt dann sollte es erlaubt sein auch ein Stück Natur für Fortschritt zu opfern, dann wird aus moosigem Fichten- und Zirbenwald und eine bucklige Weide zu grünbrauner Langeweile. triftige Gründe gibt es in beiden Fällen, aber sind sie auch langfristig durchdacht? Sind sie auch Teil einer Tourismusstrategie die diesen Namen verdient?

Die Vorteile einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Falle Ried sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Der Brunecker Hausberg ist längst Opfer eines gigantischen und höchst erfolgreichen Tourismusindustrie geworden. Unberührt davon sind allenfalls einzelne Hänge (wie eben der Nordost-Hang). Trotzdem sind die Befürchtungen von Anrainern und Naturfreunden ernst zu nehmen, die befürchten ein Stück Natur vor der Haustür gegen noch mehr Belastungen einzutauschen. Von Arroganz indes zeugt die Eile der Landesregierung in diesem Fall, die nicht gewillt war die Entscheidung eines für den Herbst anberaumten Volksentscheids abzuwarten.

Auch in Sexten gibt es triftige Gründe. Schigebiete zu vernetzen ist sicherlich ein Zeichen der Zeit. Die Verbindung von Schigebieten ist wohl der einzige Ausbau der ökologisch noch einigermassen zu rechtfertigen ist. Und doch gerät man auch dadurch in eine Spirale des ewigen Wachstums, wo ein Schigebiet das andere auszustechen versucht. Eine Spirale die zuguterletzt mehr Verlierer als Gewinner produziert, die die Tourismusgebiete davon abhält nach umwelt (und menschen-)schonendere Formen des Schitourismus zu suchen.

Im gesamten Hochpustertal sollte man sich ernsthaft überlegen wohin der Weg gehen soll. Ganz elementare Fragen sollten diskutiert werden bevor weiter auf Ausbau der Infrastrukturen gesetzt wird. Haben die Touristenzahlen nicht schon ein erträgliches Maß überschritten? Ist eine weitere Steigerung derselben für die Volkswirtschaft überhaupt noch nötig? Bevor unsere Landespolitiker die Entscheidungen treffen, die für kommende Generationen so entscheidend sind, sollten sie sich die Mühe machen im Privatauto an einem regnerischen Sonntag-Nachmittag im August von Bruneck nach Innichen zu fahren um dort zur romanischen Stiftskirche zu spazieren. Und dann sollten sie sich bewusst werden, dass der Stau und die Menschenmassen die sie dort erlebten für viele Menschen nicht Teil eines einmaligen Abenteuers sind, sondern Alltag bedeuten.

Tourismus kann einen Punkt erreichen, wo die Negativfolgen für die Gesellschaft die positiven überwiegen. Verkehr, Lärm, Umweltverschmutzung sind dabei die sichtbarsten, soziologische Folgen, etwa die Beeinträchtigung sozialer Netze, Entwurzelung, Verlust von Rückzugsgebieten und Treffpunkten sowie der Verlust eines eigenens Rhytmuses durch die extreme Saisonalität des Tourismus sind weniger evident, aber sicherlich nicht weniger bedeutend. Dass etwa die alteingesessene Bevölkerung der Tourismusmetropole Barcelona ihr einst so geschätztes Stadtzentrum mittlerweile meidet wie es nur geht, ist nicht nur eine Kuriosität. Einhergeht auch ein Verlust von gesellschaftlichen Strukturen, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Ab einem gewissen Punkt werden die Segnungen des Tourismus durch dessen Nachteile aufgehoben, manchmal sogar ins Gegenteil verwandelt. Während bei einem maßvollem Tourismus die Begegnungen mit den Gästen aus Nah und Fern eine Bereicherung darstellen, wird diese durch Abneigung und Vorurteile ersetzt, sobald die Touristenmassen die Fußgängerzonen und Schihütten überschwemmen.

Natürlich gibt es Tourismusformen die sanfter sind als andere, der Sommertourismus etwa ist in den Alpen meist sanfter als der Wintertourismus. Das Problem ist nur, dass die zwei nicht zur Gänze vereinbar sind, zumindest dann, wenn es sich bei letzterem um einen Schitourismus handelt. Kronplatz, Plose oder Meran 2000 haben ihren Reiz als sommerliches Erholungsgebiet weitgehend verloren. Während sich im Sommer auf der Seiser Alm hauptsächlich Touristen die Klinke in die Hand drücken, ist so manche Hütte in den schipistenarmen Sarntaler Alpen an freien Tagen zum Bersten voll mit „Doigen“.

Auch diesbezüglich ist ein weiterer Ausbau des Wintertourismus kritisch zu hinterfragen (auch wenn Sexten hierbei den Vorteil hat, dass die Aktivitäten von Winter- und Sommertourismus räumlich weitgehend getrennt sind). Die Tourismusleitbilder, die in den letzten Jahren in Bezirken und Gemeinden Südtirols mit viel Mühe erstellt wurden, scheinen jedenfalls totes Papier zu bleiben. Eine Landesregierung mit fast masturbatorischer Entscheidungswut, zieht es jedenfalls noch immer vor aus dem Bauch heraus zu entscheiden.

Arme Kulturlandschaft - Reaktionen II

(Aus ff 26 vom 25. Juni 2009; Leserbrief bezugnehmend auf Gastkommentar von Andreas Hilpold in ff 20/09 über den Naturschutz in Südtirol)

Der Gastkommentar über ausgeräumte, planierte und verarmte Kulturlandschaften bestätigt, was wir in den letzten 20 Jahren durch unsere botanischen und landschaftsökologischen Untersuchungen belegen und beobachten konnten. Der Bericht gibt jenen Wanderern, Naturliebhabern und Südtirol-Urlaubern Recht, die sich fragen, wo denn Südtirols Bergblumenwiesen geblieben sind. Wo vor 10 bis 20 Jahren kräuter- und artenreiche Wiesen von guter bis hervorragender Futterqualität standen, findet man heute intensiv bewirtschaftete Grünflächen, artenarm, von geringer Futterqualität und so sehr mit Phosphor, Kali und Stickstoff überdüngt, dass mancherorts nur mehr der Sauerampfer wächst. Solange Südtirols Milchbauern mit 2,3 Großvieheinheiten pro Hektar mehr Vieh in ihren Ställen halten dürfen als anderswo in Europa, so lange werden sie, weil eigenes Gras und Heu nicht ausreichen, Kraftfutter, Getreide und Hülsenfrüchte von außen zukaufen. Und solange diese Situation anhält, wird weiterhin viel zu viel Gülle produziert, in Mengen die Wiesen, Böden und Gewässer nicht verkraften werden.
Hilpold bringt das Dilemma der Südtiroler Milchwirtschaft auf den Punkt: Erfolgt in den nächsten Jahren kein Umdenken seitens der verantwortlichen Politiker und Verbandsfunktionäre, wird die Versalzung der Böden weiter fortschreiten, während Futtermenge und Futterqualität abnehmen, was langfristig auch die Grundlagen der Milchwirtschaft gefährdet. Dass die Lage ernst ist, dürfte auch Landesrat Berger bewusst sein. Bleibt die Frage, wann und auf welche Weise er dieses Problem anzugehen gedenkt.
Einige Bauern haben bereits reagiert. Sie haben ihren Viehbestand den Flächen angepasst, das heißt verkleinert, und verzichten auf den Zukauf von Futter von außerhalb. Sie bewirtschaften ihren Hof naturnah oder biologisch und fahren damit nicht schlecht.
Anstatt Mist und Gülle auf Wiesen und Almen zu entsorgen, machen wir es doch wie Betriebe aus Österreich und der Schweiz. Sie kompostieren Mist und Gülle und vermarkten diese gewinnbringend als begehrten Dünger für den gewerblichen Obstanbau, Gärtnereien und Private.
Norbert Dejori, Vereinigung Südtiroler Biologen,
Meran

Freitag, 26. Juni 2009

Hilferuf Villanderer Alm

Liebe Bürger, Verbände und Vereine,



ich besuchte gestern in einem Tagesausflug die Villanderer Alm und kam einigermaßen deprimiert zurück. Der Zustand des Moorgebietes hat meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Die einst ausgedehnten Wollgraswiesen, die dem Gebiet seinen einzigartigen Charakter verliehen, sind auf kleine Bestände dezimiert worden. Beinahe jede Fläche weist, zumindest am Rande des Weges, einen Entwässerungsgraben auf, eine weitere Verschlechterung ist damit vorprogrammiert. Die Menge an Hahnenfuß und Sauerampfer in den Wiesen zeugen von einem hohen Gülleeinsatz. Außerdem wird an zahlreichen Stellen gebaggert und gebaut. Sogar an der höchsten Stelle der Alm wird gerade ein Weg gebaggert, anscheinend um eine Grenzmark zu verlegen. Der Landschaftsschutz scheint in keinster Weise zu funktionieren. Der Zustand der Alm hat sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert. Die vollständige Zerstörung dieses europaweit einzigartigen Moorgebietes scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.
Ich denke es ist höchste Zeit dass sich eine breite Initiativgruppe bildet um die Alm zu retten. Ich fordere daher alle Vereine denen die Zukunft unseres Landes am Herzen liegt aktiv zu werden.


mit freundlichen Grüßen

Andreas Hilpold

Mittwoch, 24. Juni 2009

Umweltzerstörung für integrierten Obstbau

(folgender Text und Fotos wurden uns von einem aufmerksamen Leser zugesandt; Name der Redaktion bekannt)

Schicke euch zwei aktuelle Bilder aus Prad am Stilfserjoch. Vor einigen Monaten wurden mit amtlicher Genehmigung mehrere Erlenstöcke gerodet, um einer Obstanlage zu weichen. Immer wieder kommt es vor, dass äußerst wertvolle und immer seltenere Lebensräume wie Erlenbestände, Wassergräben, Heckenstreifen, Feuchtoasen usw. zerstört werden, weil Obstanlagen ohne Rücksicht auf die Natur errichtet werden. Während der Südtiroler Obstbau laut mit dem "integrierten Kernobstbau" wirbt, werden deren Richtlinien in Sachen Umwelt kaum beachtet. Sogar in geschützten Auwäldern werden von Obstbauern illegale Entwässerungsgräben errichtet, um so einige Quadratmeter neue Obstbauflächen zu gewinnen. Diese Vorgangsweisen können nicht im Sinne des integrierten Obstbaus und schon gar nicht im Sinne eines zukunftsfähigen Natur- und Kulturtourismus sein.

Was heißt eigentlich integrierter Obstbau?Integrierter Obstbau ist die wirtschaftlich erfolgreiche Erzeugung von Qualitätsobst bei bestmöglichem Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt. Natürliche Pflegemaßnahmen sind zu bevorzugen, um den Einsatz von Agro-Chemikalien möglichst gering zu halten.

Die Richtlinien für den integrierten Obstbau beinhalten folgende Aussagen zur Pflege des Umfeldes der Obstanlage: Der Obstbauer muss auch das Umfeld seiner Obstanlagen im Sinne des integrierten Anbaues schützen und pflegen. Sträucher, Trockenmauern, Steinhaufen oder Böschungen dienen vielen nützlichen Tieren als Unterschlupf. Daher dürfen diese Bereiche nicht mit Pestiziden, Herbiziden u.a. abgespritzt oder abgebrannt werden.

abgeholzte Erlen



Knorrige alte Bäume mussten dafür weichen



Entwässerungsgraben im Auwald


Donnerstag, 18. Juni 2009

für eine Handvoll roter Äpfel mehr

(Meldung der Landespresseagentur vom 18.6.2009, Foto ebenfalls LPA)


Waldrand mit Unkrautmittel "behandelt" - Strafen des Forstdienstes

(LPA) Empfindliche Strafen hat der Forstdienst im Raum Latsch ausgestellt, wo gleich mehrere Obstbauern den Waldrand mit Unkraut-Bekämpfungsmitteln "behandelt" hatten. "Neben den Schäden am Baum- und Strauchbestand wird durch eine solche ’Behandlung’ auch die Bodenstabilität verringert", so die Begründung von Seiten des Forstdienstes.

Weil ihre Äpfelbäume in unmittelbarer Nähe des Waldes zu wenig Sonne abbekommen haben, haben gleich drei Obstbauern im Raum Latsch zur Selbsthilfe gegriffen. Mit Unkraut-Bekämpfungsmitteln sind sie den Pflanzen am Waldrand zu Leibe gerückt, und zwar auf nicht unerheblichen Flächen. So wurden in einem ersten Fall rund 1250 Quadratmeter Waldrand mit chemischen Mitteln "behandelt", in einem zweiten 1350 Quadratmeter, in einem dritten sogar rund 2900 Quadratmeter.

"Auf diesen Flächen wurde der Wald- und Strauchbestand erheblich beschädigt oder sogar vernichtet", heißt es aus dem zuständigen Forstinspektorat Schlanders. Zudem sei die Baumverjüngung dem Unkraut-Bekämpfungsmittel zum Opfer gefallen. "Gerade bei Waldrändern handelt es sich um einen ökologisch wertvollen Bereich, der durch die 'Behandlung' mit den Unkraut-Bekämpfungsmitteln in Mitleidenschaft gezogen worden ist", so die Experten des Forstdienstes.

Nachdem es sich zudem um teils steile Hänge handelt, führen die Forst-Fachleute auch noch ein weiteres Argument ins Feld. Durch die Zerstörung von Bäumen und Sträuchern werde die Stabilität des Bodens verringert, Rutschungen könnten die Folge sein.

Entsprechend mussten in allen drei Fällen empfindliche Verwaltungsstrafen ausgestellt werden. "Die Höhe der Strafe reicht vom doppelten bis zum sechsfachen Wert des angerichteten Schadens, in den konkreten Fällen also von mehr als 1000 bis über 2000 Euro", heißt es aus dem Forstinspektorat Schlanders. Doch damit nicht genug: Nachdem der Wald in Besitz von Fraktionen, also öffentlichen Körperschaften ist, könnten zudem Anzeigen wegen Beschädigung öffentlichen Gutes folgen. (chr)

"Sehr bedenklich"

(Aus ff 25 vom 18. Juni 2009)

Vinschgau: Die Erschließung der Rifair Alm ist nun genehmigt – auf Südtiroler Seite. Denn in der Schweiz weiß man von nichts.

(doc) Das Schreiben von Arno Lamprecht ist nur wenige Zeilen lang, dafür aber umso klarer: „Solche Unterlagen wurden bis heute bei uns nicht eingereicht.“ Lamprecht ist Präsident der Schweizer Gemeinde Müstair, die an Taufers im Münstertal grenzt. Hoch über Taufers liegt auf 2.145 Metern die Rifair Alm. Sie ist noch unerschlossen.
Geht es nach dem Willen der Alminteressentschaft, soll sich dies bald ändern (ff 22/2009). Sie möchte eine Almstraße in Müstair um 1,5 Kilometer verlängern, dann wäre man auf der Rifair Alm.
Das Problem dabei: Der neue Traktorweg würde durch ökologisch wertvolles Natura-2000-Gebiet im Nationalpark Stilfser Joch führen. Trotzdem haben die Südtiroler Behörden das Projekt nun genehmigt. Fehlt noch die Zustimmung der Schweiz – die offenbar noch nicht gefragt worden ist, wie Rudi Maurer, Mitglied der Umweltschutzgruppe Vinschgau, feststellt.
Seiner Meinung nach ist das Südtiroler Vorgehen „sehr bedenklich und unverständlich“. Denn dass ein Projekt genehmigt werde, das ohne die Zustimmung der Schweizer Behörden nicht realisiert werden kann, erscheint ihm so, als würde man bei einem Hausbau im dritten Stock beginnen. Maurer vertraut darauf, dass Pro Natura Graubünden Rekurs gegen das Projekt einreicht – schließlich habe sich das Schweizer Bundesgericht schon einmal gegen eine Forststraße durch das Auerwildgebiet ausgesprochen.

Dienstag, 16. Juni 2009

Kommentar erübrigt sich...



















Webcam Seiseralm als Werbeträger: http://www.rolbox.it/rk-kastelruth/webcam/web00.jpg

Landschaftsschutzgebiet mit Blick auf das Weltnaturerbe „Dolomiten“

(Foto und Anmerkung von einem Leser zugesandt)


Samstag, 13. Juni 2009

mala leche?

GENTECHNIKFREI steht auf vielen Südtiroler Milchpackungen groß drauf. Eine gute Vermarktungsstrategie allemal und auch den Konsumenten dürfte es freuen eine solche Garantie zu bekommen.
Ob sich die gentechnikfreie Produktion von Milchprodukten tatsächlich direkt auf deren Qualität auswirkt, dass sie gar die heimischen Käse besonders schmackhaft macht, wie vor einigen Jahren in einem Fernsehinterview von einem Werbefachmann behauptet, sei natürlich dahingestellt. Darauf wirken sich andere Faktoren, etwa Bewirtschaftungsweise (z.B. biologisch oder konventionell) oder Veredelung weit stärker aus.
Der Aufhänger der gentechnikfreien Milch wird hierzulande oft mit naturnaher Bewirtschaftung verwechselt. Doch der Verzicht auf Gentechnik in der Milchproduktion bewahrt unsere Landschaft noch lange nicht vor Planierungen und Meliorierungen, vor Naturzerstörung und Artenschwund. Das Prädikat der Gentechnikfreiheit verbirgt die Schieflage der heimischen Landwirtschaft, kaschiert deren fahrlässigen Umgang mit unserem Natur- und Kulturerbe.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Leserbrief zur Unterschutzstellung des Eisackes

(Aus ff 24 vom 11. Juni 2009)

Der Lauf des Wassers

Wie die Umweltschützer sich die Unterschutzstellung des Eisack vorstellen

Der Entwurf des Wassernutzungsplanes vom Jahre 2007 sieht die Unterschutzstellung des Eisacks von Freienfeld bis zum Maulser Bach vor. Eine neue Formulierung, welche – laut Landesrat Laimer – die Unterschutzstellung des Eisacks bis zum Stausee von Franzensfeste anstrebt, soll demnächst verabschiedet werden.
Unterschutzstellung heißt für uns, dass der Eisack im Istzustand weiterfließen darf. Die bestehenden vier privaten E-Werke dürfen keinen Liter mehr Wasser und keinen Meter mehr an Ableitungsstrecke erhalten; gegen eine Modernisierung der Anlage selbst haben wir uns nie ausgesprochen.
Aufgabe der politischen Vertreter mit ihren Beratern ist es nun, die versprochene und angekündigte Unterschutzstellung so zu formulieren, dass es sich tatsächlich um eine Unterschutzstellung der letzten naturnahen Kilometer des Eisacks handelt. Ansonsten könnte es im schlimmsten aller Fälle passieren, dass ein Großkraftwerk verhindert wurde, jedoch Hintertüren für mehrere private Interessenten, welche sich dann Sel und Gemeinden mit ins Boot holen werden, geöffnet werden. Damit würde der scheinbar unter Schutz gestellte Eisack völlig zerstört und zu einer reinen Ab- und Einleitungsstrecke von Mauls bis Franzensfeste.
Diese Befürchtungen sind deshalb so konkret, weil bei der Ausarbeitung des Wassernutzungsplanes im Hintergrund Stromlobbysten mitarbeiten, die sicherlich nicht eine maximale Unterschutzstellung anstreben. Deren Hauptinteresse besteht darin, unter dem ökologischen Deckmantel eine gerade noch vertretbare Lösung zur maximalen Ausbeutung des Flusses zu formulieren.
Christoph Hofer, SOS Eisack, Walter Fleckinger, Verena Überegger,
Initiativgruppe Mauls

Samstag, 6. Juni 2009

geplantes Schotterwerk Eppan - Unterrain

Wenn in Südtirol Leute auf die Straße gehen muss Feuer auf dem Dach sein. Protestierer sind wir beileibe keine. Weit lieber als mit ein paar Plakaten um die Häuser zu ziehen verstauen wir die Bergschuhe im Kofferraum, schnallen Schier auf den Gepäcksträger oder schwingen uns auf die Drahtesel und genießen Natur und Landschaft gleich um die Ecke. Wenn aber eben diese auf dem Spiel steht? Dann sind auch schon mal hierzulande gar nicht wenige Leute bereit dagegen aufzutreten - so geschehen im Jänner dieses Jahres.
Die geplante Schottergrube erhitzt zurecht die Gemüter des Überetsches und des Etschtales. Was konnte unsere Politiker dazu bewegen ein solches Monsterprojekt zuzulassen? Warum setzen sie sich nicht mit aller Vehemenz dagegen ein? Für ein Projekt das einigen Wenigen viel Geld in die Taschen spült, das für die Südtiroler Wirtschaft durchaus entbehrlich ist, das nur wenige Arbeitsplätze schafft, für ein solches Projekt soll Landschaft verunstaltet werden, soll die Lebensqualität der Anrainer durch Staub und Lärm über Jahre hinweg beeinträchtigt werden.
Die Regierenden in Südtirol scheinen jedenfalls in der Tat den Sinn ihrer Arbeit vergessen zu haben. Politik die nur kleinen Lobbies, nicht aber dem Allgemeinwohl dient, verliert ihre Legitimation.
 
XStat.de