Mittwoch, 11. März 2009
Wildfütterung im Nationalpark
Die Diskussion um die Wildfütterung im Nationalpark Stilfser Joch zeigt vor allem eines sehr deutlich: Die Grenze zwischen Wildtier und domestiziertem Tier ist beim heimischen Rotwild - besonders in der öffentlichen Wahrnehmung - nicht scharf. Ein Wildtier zu füttern ist in etwa gleich sinnvoll oder sinnlos, wie wenn man die Gazellen der Sahelzone mit Wassertanks versorgen würde, bevor sie in der periodisch wiederkehrenden Dürre qualvoll verenden. Nachdem die heimischen Raubtiere schon vor Zeiten ausgerottet wurden, der Abschuss im Nationalpark nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist der Winter der bedeutendste Faktor der die Rotwildpopulationen noch in Schranken zu halten vermag. Von vielen wird hierzulande Hirsch und Reh aber behandelt als ob es ein Haustier wäre. Nur so lassen sich die Mitleidsbekundungen erklären die jetzt auftauchen. Und vielleicht befinden sich die heimischen Schalenwildpopulationen schon irgendwo zwischen Wild- und Haustier, haben deren Nutzung über Jahrtausende schon diese sonst recht klare Grenze verschoben. Winterfütterung und das Ausselektieren der fittesten durch die Jagd, anstatt der schwächsten wie es durch Raubtiere und harsche Winter geschehen würde, haben vielleicht nicht nur Reh und Hirsch in unserer Wahrnehmung einem Haustier ähnlicher gemacht als es Wildbiologen und Naturfreunden lieb sein kann. Doch langfristig muss es Ziel einer umsichtigen Artenschutzpolitik sein, unser Rotwild als das anzusehen was es über Jahrmillionen war: ein Wildtier mit einer wichtigen ökologischen Funktion in unseren Bergwäldern und ein überaus wichtiger Teil der Nahrungsketten. Eine Winterfütterung ist daher wenig zielführend und ist mehr dazu da, das Mitleid unserer Bevölkerung zu besänftigen, als dass sie den Arten als gesamtes einen Nutzen brächte. In dieser Hinsicht bringen uns auch unsachlich geführte Diskussionen (wie etwa in der Tagesschau des Senders Bozen vom letzten Freitag) in eine falsche Richtung, ja zeigen sogar wie schwach das Verständnis der Natur in Südtirol noch ist.
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