Montag, 11. Mai 2009

vom Kokon in die Wirklichkeit

"Trotz einzelner Forschungsschwerpunkte, die die räumlich zersplitterte, in den Kokon von Überfinanzierung, Intrigen und gesellschaftlicher Abgrenzung eingesponnene Universität umfassen, von dort weiter über die EURAC, das Versuchszentrum Laimburg und kleinere Zentren reichen, sind Stellenwert und Reichweite von Wissenschaft im natur- und geisteswissenschaftlichen Bereich in Südtirol nach wie vor dürftig."

(Hans Heiss, Abstract zum Artikel: Bad Ratzes – Mekka des frühen Natur-Tourismus, Gredleriana 8, 2008, Naturmuseum Südtirol)

Was macht ein Zitat zur Forschung in Südtirol in einem Blog über Arten- und Biotopschutz? Forschung und Erforschung der heimischen Natur ist der Grundstein jeglichen Natur- und Artenschutzes. Der Satz "man kann nur schützen, was man auch kennt" hat in den letzten Jahrzehnten wesentlich an Bedeutung gewonnen. Jedes Gutachten, jeder Projektantrag kommt ohne Listen der zu schützenden Objekte nicht mehr aus. Auf den Punkt gebracht wird diese Tendenz durch das Schutzprogramm Natura 2000. Das Vorkommen einer besonderen Tier- oder Pflanzenart macht demzufolge die Ausweisung eines Schutzgebietes nicht nur möglich sondern sogar zwingend.
Gerade deshalb leidet auch der Naturschutz unter den Charakteristika der heimischen Forschungswelt. Wissenschaft und Forschung haben es vielfach noch nicht ins Zentrum der Südtiroler Gesellschaft geschafft. Wissenschaftsergebnisse finden lediglich im technischen Bereich Eingang in die Entscheidungsprozesse der Politik. Ganz besonders trifft dies für die Biologie zu. Artenvielfalt ist gut wenn sie als Aufputz von Buchvorstellungen oder Ausstellungseröffnungen zur Verfügung steht, wenn sie der Selbstbeweihräucherung von Landesräten dient. Geht es aber darum den vorab hochgejubelten Tieren und Pflanzen eine sichere Zukunft zu garantieren, stösst man bei denselben Politikern und bei den ihnen unterstehenden Institutionen auf taube Ohren. Mit der heiligen Kuh Landwirtschaft will sich sowieso niemand anlegen, dann eher noch mit den Tourismustreibenden. Doch es wäre höchst an der Zeit, dass unsere ansonsten so tatkräftigen Politiker auch im Arten- und Biotopschuz Nägel mit Köpfen machen, anstatt nur schöne Sonntagsreden zu halten. Mit jedem Jahr, in dem sich diesbezüglich nichts ändert verschwinden weitere Tier- und Pflanzenarten von der Bildfläche. Wer wird dann, in einigen Jahren, die Verantwortung für deren Verschwinden übernehmen? In ihren Sonntagsreden werden uns die Politiker wohl kaum davon berichten.

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