Freitag, 29. Januar 2010

Jahr der Biodiversität - Werbegag oder ein Schritt nach vorne?

Schon vor einigen Wochen schaffte es die Biodiversität auf die Dolomiten-Titelseite. 2010 ist weltweit das Jahr der Biodiversität und Südtirol darf dabei natürlich nicht fehlen. Publikumswirksam wurde im Artikel die bisherige Arbeit im Bereich Artenschutz gelobt und wurden weitere Aktionen für die heimische Artenvielfalt angekündigt. Kritische Stimmen kamen, wie so oft im "Tagblatt der Südtiroler" keine zu Wort. Wer möchte schon kritisieren, wenn doch alles in bester Ordnung ist? Doch zu hinterfragen gäbe es gar so einiges (wie in diesem Blog ja schon so oft geschehen). Zunächst das Offensichtlichste: die Südtiroler Landesregierung benutzt, wie leider häufiger der Fall, sinnvolle Aktionen und Events als reine Werbegags, stellt also die Fassade vor den Inhalt. Wichtig ist ihr nicht, dass Natur bewahrt wird, sondern dass das Wahlvolk denkt, dass sie bewahrt wird. Wenn sie es anders meinte, käme sie nicht drum herum auch mal Zahlen zu präsentieren (die bis dato leider noch gar nicht erhoben wurden). Artenschutz lässt sich wunderbar an Zahlen festmachen. Entweder es gibt eine Art oder es gibt sie nicht. Entweder die letzte Südtiroler Laubfroschpopulation existiert noch, oder sie hat schon das Zeitliche gesegnet. 1 oder 0 - so eindeutig wie eine Arbeitslosenstatistik des Arbeitsamtes. Schon vor etwa 15 Jahren wurde die erste Rote Liste der Tierwelt Südtirols veröffentlicht. Schon damals waren die Resultate mehr als besorgniserregend. Ob Alpenbock oder Gelbbauchunke, das Spektrum an Arten die zu verschwinden drohen (oder teils gar schon verschwunden sind) ist gross. Auch damals waren sich hohe Politiker nicht zu schade die Publikation mit hübsch formulierten Grussworten zu schmücken, wurde aus einer Buchpräsentation ein Event, das ein allzu vorteilhaftes Licht auf unseren Artenschutz warf. Reaktionen? Fehlanzeige! Politiker und deren ausführende Organe, sprich die Landesämter, liessen alles weiterlaufen wie bisher. Die Grundübel für die heimische Tierwelt, allen voran Intensivierung und Auflassung in der Landwirtschaft, blieben unangetastet, von konkreten Schutzplänen für einzelne Arten ganz zu schweigen. Rund zehn Jahre später wiederholte sich das selbe Szenario bei der Veröffentlichung der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen.
Doch noch ist es für viele Tier- und Pflanzenarten noch nicht zu spät, noch könnten konkrete Schutzmassnahmen ergriffen werden und das Jahr der Biodiversität wäre ein guter Anlass dafür. Initiativen statt nur schöner Worte, nur damit wäre der heimischen Natur wirklich gedient.

Dienstag, 26. Januar 2010

Schonzeit

STOL wartet heute (26.1.10) mit einer positiven Meldung auf. Hoffen wir nur, dass das Ganze nicht ein leeres Versprechen bleibt:

Keine weitere Stromproduktion an Eisack und Rienz
Der Rienzabschnitt vom Kniepass bis zur Einmündung in den Eisack sowie der Eisackabschnitt von Sterzing bis Franzensfeste dürfen auch weiterhin nicht für die Produktion von Strom genutzt werden.
Dies hat die Landesregierung heute entschieden und gleichzeitig alle entsprechenden Ansuchen abgelehnt. "Diese Entscheidung hat keine Auswirkungen auf die Vergabe der Konzession für das Enel-Kraftwerk in Brixen", betonte heute Landeshauptmann Luis Durnwalder.

Samstag, 2. Januar 2010

Naturschutz neu?

In der Tageszeitung von letztem Mittwoch (30.12.09) geht es um das neue Naturschutzgesetz, das in den nächsten Monaten umgesetzt werden soll. Inwieweit sich dieses Gesetz tatsächlich positiv auf Arten- und Biotopschutz auswirk, darauf darf man gespannt warten. Wichtige Voraussetzungen für eine solche Besserung wären darin auf jeden Fall enthalten.
Zum einen werden die Schutzgesetze für Flora, Fauna und Mineralien zusammengelegt und um viele Arten erweitert. Berücksichtigt werden dabei auch die diversen Roten Listen, wodurch auch zahlreiche unscheinbarere Arten den Weg ins Gesetz finden. Doch welchen Sinn hat es Tier- und Pflanzenarten zu schützen die der Laie im Feld kaum erkennt, wenn, ja wenn nicht auch die Zusammenarbeit mit Naturschutzinstitutionen und UVP-Komissionen gesucht wird. Denn erst wenn die Bagger stillstehen weil am Zielstandort ein geschütztes Objekt seine Heimat gefunden hat, dann erst hätte das neue Gesetz eine Wirkung.
Dass das "Recht auf Naturgenuss und Erholung" einen hohen Stellenwert im Gesetz erhält wird zwar konkret wenig Folgen zeigen, doch stellt dies doch einen Paradigmenwechsel dar. Nicht die bäuerliche oder touristische Nutzung wird dabei in den Vordergrund gestellt, nein, auch der konkrete Nutzen für unsere freizeithungrige Gesellschaft findet hier seinen Niederschlag - eine Sichtweise die gerade in der Bauernschaft noch viel zu wenig Beachtung findet.
Nun zum Vertragsnaturschutz, ein Instrument das eigentlich schon überfallig ist in Südtirol. Die Tageszeitung gibt hierzu einen Ausschnitt aus dem Gesetzestext wider und fasst das ganze etwas zu vereinfacht in einem Satz zusammen. Etwas klarer wird das ganze wenn man sich den Wikipedia-Artikel über den Vertragsnaturschutz durchliest:"Unter Vertragsnaturschutz versteht man eine Strategie seitens von Naturschutzbehörden, Kulturlandschaften im freiwilligen Zusammenwirken mit den Grundstücksbesitzern zu erhalten, dort wo naturschutzrechtliche Verbote, Anzeige- und Bewilligungspflichten nicht eingreifen können. Viele Kulturlandschaften sind dadurch gefährdet und im Rückgang begriffen, dass die hergebrachte Nutzung nicht mehr wirtschaftlich ist (extensive Nutzung, Verbrachung). Mit dem Grundstücksbesitzer, in der Regel ein Landwirt, wird daher vertraglich vereinbart, bestimmte Pflegearbeiten auf dem Grundstück vorzunehmen, z. B. das Mähen von Wiesen zu bestimmten Zeitpunkten." Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur gab es eigentlich schon früher, der Vertragsnaturschutz geht aber einen Schritt weiter. Ein Bauer der gegen ein Entgeld oder sonstige Zugeständisse Flächen so nutzt, dass sie der Natur und der Bevölkerung auch tatsächlich nützen, stellt ein Novum dar. Doch Euphorie ist hier fehl am Platz. Mit den jetzigen Naturschutzinstitutionen, allen voran mit dem schwachen Amt für Landschaftsökologie ist das ganze praktisch nicht umsetzbar. Erst wenn dieses personell, aber auch in seiner Autonomie gestärkt wird, hat das ganze eine Chance auf Erfolg.
 
XStat.de