Dienstag, 6. Januar 2009

Stellungnahme zum Hotelprojekt auf den Koja-Wiesen bei Brixen

Ich möchte hier nicht über Sinnhaftigkeit des besagten Projektes sprechen, darüber mögen sich andere den Kopf zerbrechen. Es kann aber kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass das Bauvorhaben landschaftlich der sprichwörtlichen Faust aufs Auge gleichkommt. Mag das Vorhaben zu guterletzt auch mit noch soviel Umsicht umgesetzt werden (was in Südtirol bisher ja eher die Ausnahme als die Regel war), wird das Hotel doch ein Fremdkörper in der Landschaft bleiben. Vielleicht wird es nicht grad eines jener Ungetümer werden, worüber sich unsere Enkel noch ärgern werden, so wie wir uns heute schon für begangene architektonische Verfehlungen schämen müssen, etwa für ein Hotel Saxl bei Freienfeld oder für ein Hotel Schneeberg in Ridnaun. Nicht zu unrecht fragen wir uns in solchen Fällen: Wer konnte so etwas nur genehmigen, und warum hat niemand laut aufgeschrien, als die Pläne bekannt wurden (doch vielleicht hat jemand geschrien, nur halt nicht laut genug...). Doch hoffen wir diesbezüglich noch das Beste.
Rein landschaftlich ist das Projekt aber auf jeden Fall abzulehnen. Die Mittelgebirgsterrasse von Mellaun und Klerant ist von Zersiedelung noch weitgehend verschont geblieben und behielt dadurch ihre landschaftliche Schönheit, ein Produkt einer jahrtausendealten, umsichtigen Bewirtschaftung. Der Hotelkomplex würde sich fatal darauf auswirken. Zudem gibt es keine vernünftigen Argumente das Ganze nicht in Dorf- oder Stadtnähe zu errichten, außer dass - wie so oft - der Weg des geringsten Widerstandes gegangen wurde, sprich dort gebaut werden soll, wo Grund einfach verfügbar ist.
Der Eingriff in die Natur mag auf dem ersten Blick, verglichen mit den landschaftlichen Folgen, bescheiden erscheinen. Die Wiesen des Mittelgebirges sind größtenteils schon stark eutrophiert. Die Naturvielfalt haben Bewirtschaftungsänderungen (z.B. Auflassung des Ackerbaues), Düngereinsatz und Entwässerung schon weitgehend vernichtet. Doch wer die indirekten Eingriffe mitrechnet, muss auch diesbezüglich die Handbremse ziehen. Auf den Zufahrtsstraßen der Dörfer und Höfe passt kaum ein etwas breiterer Lastwagen, geschweige denn ist Platz für zwei Luxuskarossen. Ohne massive Eingriffe in die Natur kann ein solches Vorhaben also nicht auskommen.
Warum soll also Natur und Landschaft leiden, wenn es anderswo genauso gut ginge? Wäre es nicht höchst an der Zeit, dass sich Projektanten und Gemeinde nach Alternativstandorten umschauen würden, anstatt wieder einmal mit dem Kopf durch die Wand zu wollen?



Abbildung erstellt vom Verein "Heimat Brixen Bressanone Persenon" (Graphik entnommen von http://www.oew.org/de/archiv_news.php?id=1206&arch_id=1&annorum=2009) Weitere Informationen zum Projekt sind auf der Homepage des Vereines verfügbar: www.heimat.bz
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2 Kommentare:

  1. Wieso das Ganze nicht im Dorf machen? Ich finde es immer wieder erstaunlich wenn Leute so etwas behauten. Es hat von Anfang an, ca. 1 Monat nach Bekanntwerden der Investitionsbereitschaft Infoveranstaltungen der Investoren gegeben. Das geplante Hotel und das Konzept der Hotelleitung geben eigentlich ganz klare Antworten auf all diese Fragen. Schade dass der Autor wohl nicht anwesend war. Bezüglich Zufahrt und Infrastruktur wurden eigentlich auch schon von Anfang an mit offenen Karten gespielt und Probleme mit direkt betroffenen auf deren Wunsch hin gelöst.
    Eine Anmerkung nur noch. Wer in der heutigen Zeitz noch den Mut hat in Visionen zu Investieren, qualitative Arbeitsplätze in der Peripherie schafft und Zusammenarbeit mit den Anwohner sucht ist meiner Meinung nach zu beglückwünschen.

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  2. Der volkswirtschaftlich Nutzen eines Hotelprojektes sollte in der Stellungnahme nicht in Frage gestellt werden (auch wenn das Argument der Arbeitsplätze in der Peripherie doch etwas anzuzweifeln ist, zumal bereits jetzt in der "Peripherie" ein großer Teil der erforderlichen Arbeitskräfte in der Gastronomie nicht mit Anwohnern abgedeckt werden können - allenfalls hat das Argument noch seine Berechtigung wenn man sich auf das gesamte Schigebiet Plose bezieht). Dass dieser volkswirtschaftliche Nutzen am Dorfrand von St. Andrä (ebenfalls noch mitten im Grünen) allerdings geringer wäre, als an der geplanten Stelle ist für mich nicht einsichtig. Auch war es kein vordergründiges Ziel der Stellungnahme, das Prozedere der Investoren zu kritisieren (dann schon eher das der Gemeinde), sondern in erster Linie auf negative Auswirkungen auf Landschaft und Natur hinzuweisen – Auswirkungen die also die Bewohner des gesamten Brixner Talkessels betreffen.

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